Samstag, 25. November 2023

Gegen Gewalt: Beim Einzelnen ansetzen

Eine Frau geht die Straße entlang, in einem Waldgebiet, spät abends, allein. Ein Auto hält, ein Mann steigt aus. Er vergewaltigt und tötet sie. Die Szene – kürzlich im ZDF gezeigt – ist eine, wie wir sie oft sehen. Wir fragen uns: Wie viele Gewalttäter sind eigentlich unter uns, wenn diese Frau durch die Gelegenheit allein für einen Wildfremden, der zufällig vorbeifährt, zum Ziel werden konnte? Nun ist die Angst vor dem fremden Angreifer das eine – aber die Statistik zeigt: Für die allermeisten weiblichen Opfer lauert die Gefahr dort, wo sie sich am sichersten fühlen sollten. Im eigenen Zuhause. Und das sollte uns weit mehr beunruhigen als finstere Gestalten in abgelegenen Gegenden.

Wir müssen beim Einzelnen ansetzen, wenn wir etwas gegen die Gewalt in unserer Mitte tun wollen. - Foto: © DLife/Ambra Dalvai

Von:
Katrin Niedermair
Jede dritte Frau ist Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Sehr viele von ihnen in der Familie, im engsten Umfeld. Die Täter sind ihre Ehemänner, ihre Väter oder Söhne, Verwandte, Bekannte, Nachbarn. Warum werden diese Männer zu Tätern, wie können wir sie stoppen und die Opfer schützen?

Viel zu wenig schauen wir auf die Ursachen: Warum vergreift sich ein Mann an der Frau, die er angeblich liebt? Die Antwort darauf hat mit der Gesellschaft zu tun, in der wir leben, aber vor allem hat sie mit dem Mann zu tun, der die Gewalt ausübt. Ja, es gibt patriarchale Strukturen. Aber sie haben sich gewandelt und äußern sich heute besonders problematisch in Beziehungen, während sie im Großen und Ganzen überwunden zu sein scheinen.

Viel zu wenig schauen wir auf die Ursachen: Warum vergreift sich ein Mann an der Frau, die er angeblich liebt? Die Antwort darauf hat mit der Gesellschaft zu tun, in der wir leben, aber vor allem hat sie mit dem Mann zu tun, der die Gewalt ausübt.
Katrin Niedermair, STOL-Redakteurin


Männer, die gewalttätig werden, stehen in diesem Spannungsverhältnis offenbar vor einem scheinbar unlösbaren Konflikt. Experten sagen: Dass sie nicht über das sprechen können, was in ihnen vorgeht, dass sie in innerer Einsamkeit verharren, dass sie ihre Wut nicht anders ausdrücken können als durch Aggression – hier liegt die Wurzel dessen, was sich allzu oft gegen Frauen richtet. Besessenheit, der Wunsch nach Macht und Kontrolle.

Wir müssen beim Einzelnen ansetzen, wenn wir etwas gegen die Gewalt in unserer Mitte tun wollen. Wir müssen bei uns selbst anfangen, bei denen, die uns am nächsten sind. Nicht nur am heutigen Aktionstag, nicht nur durch Solidaritätsbekundungen. Wir müssen uns fragen: Wie gehen wir mit unseren negativen Gefühlen und denen der Menschen um uns herum um? Wie gestalten wir unsere Beziehungen? Das wäre der beste Schutz für Frauen – zumindest in den eigenen 4 Wänden.








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