Sonntag, 5. November 2023

Hamburg: Flughafen weiter gesperrt – Mann hält Tochter (4) als Geisel

Dramatische Szenen am Hamburger Flughafen: Ein Mann hat nach Angaben der deutschen Bundespolizei am Samstag gegen 20.00 Uhr mit einem Auto ein Tor durchbrochen, ist auf das Vorfeld des Airports gefahren und hat in die Luft geschossen sowie mit „einer Art Molotowcocktails“ geworfen. Der Mann hat seine 4-jährige Tochter mit im Auto - vorausgegangen war laut Polizei wohl ein Sorgerechtsstreit mit der Mutter. Der Flughafen bleibt weiterhin geschlossen. Alle Sonntags-Flüge wurden gestrichen.

Der Hamburger Flughafen ist seit Stunden gesperrt. - Foto: © APA/dpa / Bodo Marks

Am frühen Sonntag teilte der Flughafen mit, dass der Flugbetrieb wegen der Geiselnahme auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe.
„Es kommt zu Flugstreichungen und Verzögerungen über den gesamten Tag“, teilte der Flughafen weiter mit. Die Polizei bitte, dass Fluggäste vorerst nicht zum Flughafen anreisen. Für den gesamten Tag waren laut Airport eigentlich 286 Flüge - 139 Abflüge und 147 Ankünfte - mit rund 34.500 Passagieren geplant.

Geiselnehmer weiterhin bewaffnet

Der Geiselnehmer auf dem Hamburger Flughafen ist nach Einschätzung der Polizei weiterhin bewaffnet. „Aktuell müssen wir davon ausgehen, dass er im Besitz einer scharfen Schusswaffe ist und evtl. auch von Sprengsätzen unbekannter Art“, schrieb die Polizei am Sonntagmittag auf X, früher Twitter. Oberste Priorität sei der Schutz der 4-jährigen Tochter des Mannes, die sich in dem Auto befindet.

„Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen geht es dem Kind körperlich gut“, schrieb die Polizei. Die Verhandlungsgruppe stehe weiter in Kontakt mit dem 35-Jährigen. Es gebe keine Geldforderung des Mannes, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün der dpa am Flughafen.

Foto: © ANSA / Blaulicht-News.de

Polizei verhandelt noch immer mit dem Mann

Die Hamburger Polizei verhandelte die ganze Nacht mit dem Mann. Mit dem vermutlich 35-Jährigen werde auf Türkisch verhandelt, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Dass sich die Gespräche so lange hinzogen, bewertete sie positiv: „Das ist ein absolut gutes Zeichen“, betonte sie. „Er ist uns zugewandt. Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv.“ Allerdings gab es auch nach mehr als 12 Stunden am Flughafen keinen Durchbruch.

Foto: © APA/dpa / Bodo Marks

Mann hält 4-jährige Tochter fest

Das von dem 35 Jahre alten Mann als Geisel im Auto festgehaltene 4-jährige Mädchen ist allem Anschein körperlich unversehrt. „Wir gehen im Moment davon aus, dass es dem Kind körperlich gut geht“, sagte Levgrün. Die Polizei habe Blickkontakt zu dem Kind. Auch Telefonate mit dem Täter - „da ist das Kind im Hintergrund zu hören“ - ließen darauf schließen.

Foto: © APA/dpa / Daniel Bockwoldt

Mann hat Tochter womöglich entführt

Die Ehefrau des Mannes, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich zuvor wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet, wie der Sprecher der Bundespolizei sagte. „Wir gehen derzeit davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund des Einsatzes ist“, twitterte die Hamburger Polizei kurz vor Mitternacht. Levgrün sagte Sonntagfrüh, die Mutter sei mittlerweile in Hamburg in der Nähe des Flughafens. Man gehe davon aus, dass der Vater der Mutter das Kind „weggenommen“ und möglicherweise unter Gewalteinwirkung ins Auto gesetzt habe, bevor er nach Hamburg und dort auf das Rollfeld des Flughafens fuhr.

Foto: © APA/afp / NEWS5 / DESK



Der Flughafen wurde noch am Samstagbend weiträumig gesperrt, die beiden Terminals geräumt. Alle Passagiere in den Flugzeugen wurden aus den Maschinen geholt und in einem nahe gelegenen Flughafenhotel untergebracht. Insgesamt 3200 Passagiere seien betroffen gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

Mann wirft Brandflaschen aus fahrendem Fahrzeug

Eine junge Frau, die am Samstagabend nach Mallorca fliegen wollte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: Sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen. Tatsächlich hatte der bewaffnete Mann bei seiner Fahrt auf dem Flughafen heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten.

Die Polizei hatte kurz vor Mitternacht keine Erkenntnisse, dass jemand verletzt worden ist. Die Polizei sah zu dem Zeitpunkt auch keine akute Gefährdung von Dritten mehr. Das Flugzeug der Turkish Airlines, unter dem der Mann sein Auto abgestellt hatte, wurde geräumt, wie ein Polizeisprecher der dpa sagte. Es gebe keine Gefährdung Unbeteiligter mehr.

dpa/apa/stol

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