Montag, 7. August 2023

Katja Martini: „Ich weiß jetzt, wo Pietro ist!“

Die Geschichte hat vor einem Jahr hohe Wellen geschlagen: Die Münchnerin Katja Martini erzählte uns damals in einem Interview, wie ihr Ehemann Pietro Martini falsche Spuren legte und alle glauben lassen wollte, er sei in den Trentiner Bergen abgestürzt. Sein Plan, den eigenen Tod vorzutäuschen, ist – wie berichtet – nicht aufgegangen. Dennoch gelang es ihm, spurlos unterzutauchen. Bis jetzt: Denn Katja hat Pietro nun gefunden.

Katja Martini. - Foto: © privat

Von:
Verena Stefenelli
STOL: Frau Martini, jetzt ist es ein Jahr her, dass Ihr Mann seinen unglaublichen Fluchtplan umgesetzt hat und Sie mit uns darüber gesprochen haben. Wie geht es Ihnen?
Katja Martini: Nach über einem Jahr und nachdem die Scheidung, trotz seiner Abwesenheit, möglich war, geht es mir besser. Trotzdem ist es schwer zu erklären, wie es ist, wenn es nur das Geräusch eines Hubschraubers braucht, um völlig die Fassung zu verlieren, weil man sich in die damalige Situation zurück versetzt fühlt, als Hunderte von Leuten vor einem Jahr in den Bergen nach Pietro gesucht haben und wir als Familie stündlich mit dem Schlimmsten gerechnet haben. Unfassbar schlimm der Moment, indem uns mitgeteilt wurde, dass er das alles geplant hatte und mir klar wurde, dass der Mensch der einem so nah war, imstande dazu war, einem das anzutun. Ich kämpfe noch immer jeden Tag damit. Abgesehen davon habe ich auch mit handfesten finanziellen Schwierigkeiten zu tun. Ich komme jetzt schon seit über einem Jahr allein für Schulden von über 13.000 Euro auf.

STOL: Sie haben ja auch über die Sendung Chi l'ha visto nach ihm gesucht, wo sie dann in der Live-Show eine handfeste Überraschung erlebten. Das Team hatte Ihren Mann tatsächlich ausfindig gemacht und es fand eine Art Gegenüberstellung per Videoschalte statt. Seinen Aufenthaltsort haben Sie allerdings nicht erfahren. Haben Sie seitdem noch etwas von ihm gehört oder gesehen?
Katja Martini: Persönlich hat er nach wie vor kein einziges Wort, weder schriftlich noch mündlich, an mich gerichtet. Ich hatte aber im Mai, ganz plötzlich und unvorbereitet einen Scheidungstermin im Briefkasten.
Er hatte ohne Angabe seines Aufenthaltsortes über eine Anwältin in München, eine Härtefallscheidung beantragt, als Begründung gab er an, dass ich, durch meine Suche in der Öffentlichkeit, sein Vertrauen so nachhaltig zerstört habe, dass eine Ehe mit mir, für ihn nicht mehr zumutbar war. Nachdem er den ersten Termin hat platzen lassen, weil er trotz Anordnung des Gerichts nicht persönlich erschienen ist, wurde beim zweiten Termin, die Scheidung trotz seiner Abwesenheit vollzogen. So froh ich auch über diese doch schnelle und wider Erwarten unkomplizierte Scheidung bin, so traurig macht es mich, auf welch würdelose Art, man eine gemeinsame Zeit und Ehe beendet hat.

STOL: Sie haben danach weiter nach ihm gesucht…
Katja Martini: Ja und er machte es mir wirklich nicht schwer, ihn zu finden. Auf der Vollmacht für seine Anwältin hatte er, neben dem Datum auch den Ort angegeben, eine Stadt in Rumänien. (Ort der Redaktion bekannt) Da ich mir dachte, dass er versucht, wieder als Kletterlehrer zu arbeiten, musste ich bloß die sozialen Netzwerke durchsuchen und nach ein paar Klicks hatte ich auch schon das erste Bild von ihm.

STOL: Was haben Sie herausgefunden?
Katja Martini: Es ist unglaublich. Wie ich vermutet habe, arbeitet er als Kletterlehrer in genau jener Stadt, die er auf der Vollmacht angegeben hatte. Auf Instagram und Facebook gibt es zahlreiche Fotos und Videos, die ihn bei seiner Arbeit zeigen. Er trainiert Kinder und Jugendliche, sowohl in der Kletterhalle, als auch im Felsen am Berg. Ich habe ihn sofort erkannt, es gibt keinen Zweifel. Auf einigen Fotos trägt er sogar noch das graue Käppi, das er auch am Tag seiner Flucht getragen hat und auf seinem Profilbild erkenne ich auf seinem Rücken ein Muttermal wieder. Inzwischen hat die Kletterhalle eine Zweigstelle in Bukarest eröffnet, bei der er wohl anscheinend beim Aufbau involviert war und jetzt im Juli nach der Eröffnung, Teil des festen Trainerteams ist. In den sozialen Netzwerken tritt er unter einem neuen Namen auf, ein Name, der Bezug zu seiner Familie hat. (Name der Redaktion bekannt) Er muss sich wohl neue Papiere besorgt haben, sicher weiß ich das allerdings nicht.




STOL: Jetzt, da Sie wissen, was er tut und wo er lebt…Was geht Ihnen durch den Kopf?

Katja Martini: Dass er sich in Rumänien aufhält, hat mich nicht überrascht. Fassungslos bin ich aber über die Schamlosigkeit, mit der er sein Leben einfach weiterführt, als ob nichts gewesen ist. Er hat vor einem Jahr so viele Menschen in Gefahr gebracht, indem er noch Hinweise gestreut hat, dass man im Gletscher nach ihm suchen soll. Dass er jetzt in so einer verantwortungsvollen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, macht mich sprachlos. Auch sein extrovertiertes Auftreten in den sozialen Netzwerken finde ich sehr befremdlich. Er inszeniert sich als starker Mann und das nachdem er hier seine Kinder und seine Familie im Stich gelassen hat. Mit seinem Namen streift man doch nicht ab, was für eine Art Mensch man ist.

STOL: Was gedenken Sie jetzt zu tun? Es gibt ja noch einiges zu klären…
Katja Martini: Ich erwäge den Fall nochmals durch die italienische Polizei prüfen zu lassen und werde es gegebenenfalls auch an die rumänischen Behörden weitergeben. Sollte es sich bewahrheiten, dass er dort unter einer falschen Identität arbeitet, ist das auch strafrechtlich relevant.

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