2 Tage nach dem mutmaßlichen Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz hat der Kreml Anschuldigungen über eine Verwicklung zurückgewiesen. Was die einst im russischen Angriffskrieg in der Ukraine unentbehrliche Söldnertruppe Wagner nun erwartet, ist ungewiss.
„Das ist eine absolute Lüge“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau über die Anschuldigungen gegen den Kreml, in den Tod Prigoschins verwickelt zu sein. Rund um den Absturz gebe es viele Spekulationen, die „im Westen aus einer bestimmten Ecke befeuert“ würden, wurde Peskow von russischen Nachrichtenagenturen zitiert. Auch der Kreml habe noch keine Bestätigung für den Tod Prigoschins. Peskow riet dazu, die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten. „Wenn die offiziellen Ergebnisse zur Veröffentlichung bereit sind, werden sie auch veröffentlicht“, sagte er.
Auf halbem Weg von Moskau nach St. Petersburg war am Mittwoch ein Flugzeug abgestürzt. Alle Menschen an Bord kamen ums Leben. Laut Passagierliste saß auch Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, im Flugzeug. Er hatte mit seinen Kämpfern 2 Monate zuvor gegen Putin und die Militärführung gemeutert ( STOL hat berichtet). Im Internet in Russland werden Vorwürfe erhoben, der Flug sei aus Rache sabotiert worden. Westliche Regierungen gehen ebenfalls nicht von einer technisch bedingten Ursache aus und zeigen mit dem Finger auf den Kreml.
Zukunft von Wagner-Privatarmee ungewiss
Peskow sagte, er könne zur Zukunft der Wagner-Kämpfer nichts sagen. Nach russischem Recht gebe es gar keine private Militärfirma Wagner. Trotzdem habe die Gruppe natürlich existiert. Die Schattenarmee war in Syrien und vielen afrikanischen Ländern im Einsatz, sie kämpfte offen auch in der Ukraine.US-Institut: Prigoschins Tod beendet Wagners Unabhängigkeit
Nach Einschätzung von US-Militärexperten bedeutet der mutmaßliche Tod Prigoschins wohl das Ende der Wagner-Gruppe als quasi-unabhängige Privatarmee. Der Verlust der zentralen Führungsfigur schwäche ihre Fähigkeit, der Kampagne des Kremls und des russischen Verteidigungsministeriums entgegenzutreten, die die Gruppe nach ihrer Rebellion am 24. Juni destabilisieren und zerstören wollten, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien ISW in einer Analyse.Berichten zufolge habe das Ministerium bereits selbst private Militärgruppen eingerichtet, welche derzeitiges und früheres Wagner-Personal rekrutierten, hieß es weiter. Dabei gehe es um die Kontrolle von Wagner-Operationen im Ausland. Unklar sei, ob der Kreml Wagner komplett auflösen oder als kleinere, dem Verteidigungsministerium unterstehende Organisation neu aufstellen wolle. Dass Wagner als quasi-unabhängige Gruppe mit neuer, kremltreuer Führung erhalten bleibe, sei als dritte Option zwar möglich, aber nach ISW-Einschätzung unwahrscheinlich.