Mittwoch, 14. Februar 2024

Polizist entwaffnet – „Haben um unsere Sicherheit gefürchtet“

Einer der 3 jungen Südtiroler, denen zur Last gelegt wird, in der Nacht auf den 15. Jänner 2022 in Mailand auf einen Stadtpolizisten losgegangen zu sein, hat gestern vor dem Mailänder Vorverhandlungsrichter ausgesagt.

Szenen aus dem Video, das bereits kurz nach dem Vorfall im Internet auftauchte. - Foto: © ANSA / INSTAGRAM

Er betonte, dass sich der Polizeibeamte nicht ausgewiesen habe. Er und seine Freunde hätten nur versucht, den Mann zu entwaffnen, weil sie um ihre Sicherheit gefürchtet hätten.

Insgesamt sind wegen des Vorfalls 4 junge Männer im Alter zwischen 20 und 23 Jahren – darunter 3 Südtiroler – angeklagt, die Verdachtsmomente lauten auf Widerstand, Raub und Körperverletzung.

Ihnen wird vorgehalten, in der Via Fra Luca Pacioli einen Ortspolizisten in Zivil, der dabei war, nächtliche Sachbeschädigungen an Autos fotografisch zu dokumentieren, mit Fausthieben und Fußtritten attackiert zu haben.

Der Beamte wurde verletzt (Heilungsdauer 5 Tage). Weil sie ihm die Waffe entrissen hätten, wird ihnen Raub zur Last gelegt. Einer der Burschen habe die Waffe in die Höhe gehalten – möglicherweise, um in die Luft zu schießen, vermuten die Ermittler –, doch bei der Flucht habe er die Waffe unters Auto geworfen. Der Ortspolizist hatte zu Protokoll gegeben, sich als Ordnungshüter ausgewiesen zu haben.

Schuss in die Luft abgegeben

Die Südtiroler, die von den Rechtsanwälten Nicola Nettis und Antonio Buondonno vertreten werden, bestreiten aber die Rekonstruktion der Ermittler. Einer der Angeklagten unterstrich gestern im Rahmen des verkürzten Verfahrens, dass sich der Polizist keinesfalls als solcher ausgewiesen habe. Als sie ihn gefragt hätten, weshalb er sie fotografiere, habe er nicht geantwortet, sondern seine Waffe in die Hand genommen und einen Schuss in die Luft abgegeben.

Als sie begriffen hätten, dass es sich um eine echte Waffe handelte, hätten sie versucht, den Mann zu entwaffnen, da sie um ihre eigene Sicherheit gefürchtet hätten, erklärte der Südtiroler. Schließlich sei die Waffe dem Mann aus der Hand gerutscht, es sei gelungen, sie unters Auto zu werfen. Dabei habe sich ein zweiter Schuss gelöst.

Dieselbe Version hatten auch 5 junge Männer, die an dem Abend dabei waren, der Verteidigung im Rahmen ihrer Defensivermittlung erzählt. Die Aussagen liegen der Fallakte bei.

„Riafmer die Polizei

Der gewichtigste Beweis für die Verteidigung dürfte aber das Video sein, das bereits kurz nach dem Vorfall durchs Internet gegeistert war. Wie berichtet, ist darin klar zu hören, wie einer der Südtiroler sagt: „Riafmer die Polizei“ – was klar zeige, dass seine Mandanten nicht wussten, dass sie einen Polizisten vor sich hatten, so Nettis. Sie hätten den Mann als Bedrohung angesehen und versucht, ihn zu entwaffnen.

Darauf wird Nettis auch am 9. April pochen: Für diesen Tag sind die Plädoyers anberaumt. Dabei kann dann auch das Video, dass sich bereits in den Akten befindet, im Gerichtssaal gezeigt werden. Möglicherwiese ergeht das Urteil noch am selben Tag.

rc

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