Samstag, 3. Februar 2024

Mordprozess: Zweifel an gefundenem Hammer als Tatwaffe

Eine vermeintliche Gewissheit kommt im Fall des Mordes an Alexandra Mocanu überraschend auf den Prüfstand: Der Maurerhammer, den die Ermittler einige Tage nach der Tat auf der Autobahn sichergestellt haben, könnte möglicherweise gar nicht die Tatwaffe sein – zumindest hat die Verteidigung des Tatverdächtigen Anvi Mecja dazu gestern Zweifel angemeldet. Deshalb wird der Hammer am kommenden Mittwoch dem Schwurgericht vorgeführt.

Das Bozner Schwurgericht unter dem Vorsitz von Richter Stefan Tappeiner (rechts, daneben Beisitzer Richter Walter Pelino) hörte gestern 3 Arbeitskolleginnen des Opfers an. - Foto: © DLife_DF

Die Argumente, die Verteidiger Massimo Dal Ben vorbrachte, geben zu denken. Wie berichtet, hatte Mecja gestanden, den Hammer nach dem Mord an seiner Freundin in eine Tasche gepackt und mit ins Auto genommen zu haben. Gesäubert habe er ihn nicht. Während der Fahrt auf der Autobahn habe er ihn dann zwischen Bozen und Ala entsorgt.

Als die Fahnder aufgrund dieser Angaben unmittelbar nach dem Geständnis in dem vom Mecja bezeichneten Bereich nach der Tatwaffe suchten, fanden sie aber nichts, weder auf noch neben der Autobahn.

Erst Tage später wurde ein Maurerhammer entdeckt: Er lag inmitten der Fahrbahn, wobei man bei einem Wurf aus dem Fenster eines Autos durchaus hätte meinen können, dass der Hammer eher über die Böschung hinaus geraten wäre. Von der Tasche, in die Mecja die Tatwaffe gepackt haben wollte, fehlte aber jede Spur. Bei der Untersuchung des sichergestellten Hammers wurden weder Fingerabdrücke noch Blutspuren festgestellt – letztere hätten durch den Einsatz von Luminol ans Licht kommen müssen.

Verteidigung: Tatwaffe könnte etwas kleiner gewesen sein

Weiters glaubt die Verteidigung, dass die Schlagfläche des gefundenen Hammers größere Verletzungen hätte verursachen müssen als die beiden Bruchstellen in der Schädeldecke von Alexandra Mocanu, die Rechtsmediziner Dr. Dario Raniero vermessen und fotografiert hatte.

Dal Ben will deshalb nicht ausschließen, dass die Tatwaffe etwas kleiner gewesen und auch weniger gewogen haben könnte. Zwar hatte es in den Tagen nach dem Mord geregnet. Trotzdem bleibe zu klären, ob auf dem sichergestellten Werkzeug zumindest Reste eines wasserfesten Stiftes zu finden sind: Mit so einem habe Mecja nämlich seinen Namen auf den Griff geschrieben.

Vorgesetzte und Arbeitskolleginnen angehört

Während das Hammerrätsel bis zum nächsten Prozesstag ruhen muss, versuchte das Schwurgericht sich gestern ein Bild vom Verhältnis von Alexandra Mocanu und Avni Mecja zu machen. Angehört wurden Vorgesetzte und Arbeitskolleginnen, vornehmlich jene des Opfers, das in einer Bar im Bozner Einkaufszentrum Centrum arbeitete.

Alexandra Mocanu sei ein „Sonnenschein“ gewesen und sehr arbeitsam. Ihren Sohn, der bei den Großeltern in Rumänien lebt, habe sie sehr geliebt. Im Sommer 2022 habe Mocanu ihren Kolleginnen erzählt, dass Mecja sie mit einer Prostituierten betrogen und rund 10.000 Euro von ihrem Konto behoben habe. Sie habe auch geweint. Tage später habe er das Geld zurückgezahlt, und das Paar habe sich versöhnt.

Mecja habe seine Freundin oft angerufen, was sie zusehends zu stören schien. Einmal habe er einer Kollegin, als er Mocanu bei der Arbeit besuchte, zugezwinkert. Mocanu habe aber nie Ängste vor ihm geäußert.

Gegenüber Kolleginnen behauptet, mit Mecja verheiratet zu sein

Am Mordtag habe sie eine Kollegin gebeten, sie tags darauf anzurufen, um ihr auszurichten, dass sie früher zum Dienst erscheinen müsse. In Wirklichkeit wolle sie die Zeit nutzen, um zu einem Anwalt zu gehen, damit Mecja bei einer Trennung nichts von ihrem Besitz – z.B. das Auto – bekomme.

Gegenüber den Kolleginnen hatte Mocanu nämlich behauptet, mit Mecja verheiratet zu sein. Die Kollegin habe sich nichts dabei gedacht, erst später habe sie sich etwas gewundert, da der Tag für das Treffen mit dem Anwalt ein Sonntag war – jener Sonntag, den Mocanu nicht mehr erleben sollte.

rc

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