Sonntag, 8. Oktober 2023

Bernhard Plagg und die Parallelen von Musik und Skisport

Wäre er nicht Musiker, würde sich Bernhard Plagg im kommenden Winter vielleicht im Team mit seinem Ski-Idol Dominik Paris die berühmte Streif in Kitzbühel hinunterstürzen. Doch der 34-jährige Malser hat es auch mit der Trompete weit gebracht. Als Solotrompeter des Deutschen Symphonie-Orchesters in Berlin lebt er seinen Traum. Am heutigen Sonntag tritt er um 17 Uhr mit dem Orchester Südtirol Filarmonica im Meraner Kursaal auf.

Bernhard Plagg, Solotrompeter beim Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin

Von Edith Runer

STOL: Herr Plagg, hätten Sie tatsächlich Lust, als Skirennläufer eine der gefährlichsten Abfahrten im Skizirkus zu bestreiten?
Bernhard Plagg: Nun, es reizt mich wirklich ein bisschen, wenn ich Dominik Paris, der im Oberschulzentrum in Mals die Parallelklasse besuchte, bei den Rennen beobachte. Als Kind und Jugendlicher bin ich sehr gern Ski gefahren, habe mich aber schon früh für die Musik entschieden.

STOL: Waren Sie – musikalisch gesehen – familiär „vorbelastet“?
Plagg: Ja, mein Vater ist leidenschaftlicher Musikant in der Musikkapelle und in der Big Band Mals. Er hat mich mit dem „Virus“ angesteckt, übrigens auch meinen Bruder, der als Musiklehrer in Vorarlberg tätig ist.

STOL: Ihr Vater spielt aber nicht Trompete …
Plagg: Nein, auf die Trompete bin ich durch meinen damaligen Musiklehrer Anton Stecher gekommen. Ich hätte, wie alle, zuerst 2 Jahre Flötenunterricht nehmen sollen, durfte aber ausnahmsweise schon nach einem Jahr zur Trompete wechseln. Bertold Stecher und Peter Moriggl, die etwas älter und schon viel besser waren als ich, habe ich damals unheimlich bewundert (Stecher ist seit 2022 Trompeter bei den Berliner Philharmonikern, Moriggl seit 2015 ebenfalls Trompeter beim Sinfonieorchester St. Gallen, Anm. d. Red.). Parallel zur Handelsoberschule habe ich dann schon Trompetenunterricht bei Lothar Hilbrand in Vorarlberg genommen, wo ich später das Bachelorstudium abgeschlossen habe.

Musik ist harte Arbeit, das kann ich ganz überzeugt behaupten.
Bernhard Plagg, Trompeter, Mals/Berlin



STOL: 2 Master am Mozarteum in Salzburg und an der Universität der Künste in Berlin, 5 Europatourneen mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester, Stationen in Herford, Nürnberg, München und schließlich Berlin, wo Sie zunächst beim Konzerthausorchester und mittlerweile als Solotrompeter beim Deutschen Sinfonieorchester Berlin engagiert sind – das war Ihr bisheriger Weg. Genügt Talent, um eine solche Karriere zu hinterlegen?
Plagg: Nein, Musik ist harte Arbeit, das kann ich ganz überzeugt behaupten. Es braucht natürlich auch Talent, aber vor allem sehr viel Ausdauer, Fleiß und Motivation. Das ist ähnlich wie beim Skifahren: Bei den Profis im Fernsehen schaut es immer ganz locker aus, aber was dahintersteckt, wissen nur die, die den Profisport tatsächlich ausüben.

STOL: Kann man denn immer motiviert sein?
Plagg: Nein, aber man kann lernen, mit unterschiedlichen Situationen umzugehen, zum Beispiel auch mit Lampenfieber. Ich habe schon in meiner Zeit bei der Staatsoper in München mit einer Mentaltrainerin gearbeitet und wende mich nach wie vor an sie, wenn ich das Gefühl habe, dass ich es brauche. Das ist eine weitere Parallele zum Sport.

Ich finde dieses Netzwerk, das bei Südtirol Filarmonica entsteht, sehr bereichernd.
Bernhard Plagg, Trompeter, Mals/Berlin


STOL: Sie treten heuer mit Südtirol Filarmonica auf, dem seit 2021 bestehenden Projekt mit Südtiroler Musikern, die in aller Welt engagiert sind und sich einmal im Jahr zu 3 gemeinsamen Konzerten in Südtirol treffen. Was hat Sie zum Mitmachen bewogen?
Plagg: Ich wollte schon 2021 und 2022 dabei sein, war aber immer dienstlich in Berlin verpflichtet. Heuer hat es trotz Zeitknappheit endlich geklappt. Am Sonntag habe ich noch in der Elbphilharmonie in Hamburg gespielt, musste dann das Flugzeug statt den Zug nehmen, um pünktlich in Südtirol zu sein. In Toblach, unserem ersten Konzertschauplatz, haben wir uns dann getroffen. Es war sehr schön, „alte“ Kollegen aus den Studienjahren wiederzusehen. Viele Musikerinnen und Musiker kannte ich natürlich nicht. Deshalb finde ich dieses Netzwerk, das bei Südtirol Filarmonica entsteht, sehr bereichernd.

STOL: Sie sind lediglich eine Woche zusammen, sind nach 4 Probentagen bereits aufgetreten. Wie funktioniert das?
Plagg: Wir sind alle Profis. Jeder hat eine gewisse Rolle und weiß von Beginn an, worauf es ankommt und was zu tun ist. Am ersten Probentag herrscht natürlich leichtes Chaos, aber es spielt sich schnell ein.

STOL: Wie viel Kontakt haben Sie noch zu Südtirol?
Plagg: Ich besuche, wenn es die Zeit erlaubt, meine Familie, vor allem meine Eltern in Mals. Ansonsten bin ich in Berlin sozusagen angekommen.

STOL: Keine Lust, wie einige Ihrer Kollegen, in Asien oder den USA zu spielen?
Plagg: Nein, ich fühle mich in Berlin sehr wohl, habe hier auch meine Partnerin, die als Orchestermanagerin arbeitet.

STOL: Sie sind mittlerweile auch Lehrbeauftragter an der Universität der Künste. Wäre das Unterrichten für Sie eine denkbare Alternative zum Orchesterspiel?
Plagg: Im Moment nicht, ich bin mit voller Leidenschaft Musiker. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt.

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