Freitag, 15. Dezember 2023

Zahl der Masernfälle in Europa und Zentralasien steigt um 3000 Prozent

Zwischen Jänner und 5. Dezember 2023 wurden in Europa und Zentralasien 30.601 Masernfälle bestätigt, gegenüber 909 im Jahr 2022. Das entspricht einem Anstieg von 3266 Prozent. Was bedeutet das für Südtirol? Die Primarin der Infektionsabteilung des Südtiroler Sanitätsbetrieb, Dr. Elke Maria Erne, und Kinderarzt Dr. Gerhard Hölzl klären über die Lage hierzulande auf.

Masern führen laut Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, zu einer dauerhaften Schwächung des Immunsystems von Kindern.

Die höchste Masernrate wurde in Kasachstan mit 69 Fällen pro 100.000 Einwohner bzw. 13.254 Fällen festgestellt. Kirgisistan hat mit 58 Fällen pro 100.000 Einwohner bzw. 3811 Fällen die zweithöchste Zahl an Masernfällen. Rumänien, das letzte Woche einen landesweiten Masernausbruch bekannt gab, hat eine Rate von 9,6 Fällen pro 100.000 Einwohner bzw. 1855 Fälle.

Rund 931.000 Kinder in Europa und Zentralasien haben zwischen 2019 und 2021 ihre Routineimpfungen nicht oder nur teilweise erhalten. Die Durchimpfungsquote gegen Masern mit der ersten Dosis sank von 96 Prozent im Jahr 2019 auf 93 Prozent im Jahr 2022.

Wenn die Durchimpfungsquote 95 Prozent oder mehr beträgt, ist die Bevölkerung geschützt.
Primarin der Infektionsabteilung des Südtiroler Sanitätsbetrieb, Dr. Elke Maria Erne

Aufmerksamkeit erforderlich

„Es gibt kein deutlicheres Zeichen für einen Rückgang der Durchimpfungsrate als einen Anstieg der Masernfälle. Ein so deutlicher Anstieg erfordert dringende Aufmerksamkeit und Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um Kinder vor dieser gefährlichen und tödlichen Krankheit zu schützen“, sagt Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.

Sie fährt fort: „Masern haben verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit eines Kindes, manchmal mit tödlichen Folgen. Die Krankheit führt zu einer dauerhaften Schwächung des Immunsystems von Kindern und macht sie anfälliger für andere Infektionskrankheiten, einschließlich Lungenentzündung.“

Infektionslage in Südtirol

„Mir ist hier in Südtirol keine Meldung eines infizierten Erwachsenen bekannt“, erklärt die Primarin der Infektionsabteilung des Südtiroler Sanitätsbetrieb, Dr. Elke Maria Erne.

Auch Kinderarzt Dr. Gerhard Hölzl sagt: „Es gibt bereits seit vielen Jahren keine mit Masern infizierten Kinder mehr hier in Südtirol. Vielleicht einzelne Fälle, diese bilden aber die Ausnahme.“ Das liege an der hohen Durchimpfungsquote hier im Land. „Wenn die Durchimpfungsquote 95 Prozent oder mehr beträgt, ist die Bevölkerung geschützt“, erklärt Dr. Erne. „Zu einem Masern-Ausbruch, wie in Rumänien wird es hierzulande nicht kommen“, kann Dr. Hölzl beruhigen.

Durchimpfungsquote sinkt, Fälle steigen

Der Anstieg der Masernfälle ist auf einen Rückgang der Durchimpfungsquote in den betroffenen Regionen zurückzuführen. Der Rückgang der Nachfrage nach Impfstoffen wurde zum Teil durch Fehlinformationen und Misstrauen angeheizt, die sich während und nach der COVID-19-Pandemie verschlimmert haben. Insbesondere durch die Unterbrechungen der Gesundheitsdienste und durch schwache Systeme der primären Gesundheitsversorgung.

UNICEF arbeitet mit Regierungen, der Impfallianz Gavi, der WHO und anderen Partnern zusammen, „um Daten zu generieren, Kinder ohne Dosis und fehlende Gemeinschaften zu identifizieren, die Ursachen des Rückstandes aus der Perspektive von Angebot und Nachfrage zu verstehen und kontextspezifische Ursachen und Risikofaktoren zu bewerten.“

Was sind Masern?

Masern sind eine hochansteckende Virusinfektion, die häufig bei Kindern auftritt. Das Virus breitet sich durch Husten oder Niesen aus. Oft beginnt die Infektion mit grippeähnlichen Symptomen, wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit, Husten und Halsschmerzen, bis es schließlich zum typischen rotbraunen Hautausschlag kommt. Auch Bindehautentzündung, geschwollene Augenlider und entzündete Augen können auftreten.

Meistens verläuft die Krankheit harmlos. Kinder sind jedoch anfälliger für Komplikationen, wie Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder einer gefährlichen Gehirnentzündung. Die beste Vorbeugung gegen Masern ist die Impfung, die sehr effektiv bei der Unterbrechung der Übertragungskette ist und den Ausbruch verhindert.

miriam.bellina

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