Freitag, 25. August 2023

Maffei: „Ich sollte sterben, damit war ich nicht einverstanden“

Nach einer durch Hepatitis C verursachten Leberzirrhose muss Gianfranco Maffei eine Lebertransplantation durchführen lassen. „Ich sollte sterben, damit war ich aber nicht einverstanden“, erzählt der 67-Jährige. Ein Schicksal voller Hoffnung, Zielstrebigkeit, Willenskraft, aber auch geprägt von Leiden und unzähligen Krankenhausaufenthalten.

Trotz schwerer Krankheit steht Gianfranco Maffei wieder mitten im Leben. - Foto: © sabes

Auch wenn niemand „ewig leben“ kann, hat Gianfranco Maffei – ehemals Leiter einer Einrichtung der Autonomen Provinz für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen, heute pensioniert und Vorsitzender der Bozner Sektion von AIDO (Italienische Vereinigung der Organspender) – dem Tod schon mindestens zweimal ein Schnippchen geschlagen.

„Ich habe mich einfach geweigert zu sterben“, erzählt er mit einem Lächeln. „2006 bin ich wegen einer Hepatitis C-Erkrankung und einer schweren Blutung der Pfortader ins Krankenhaus Bozen eingeliefert worden. Der Ammoniumspiegel in meinem Blut war so hoch, dass ich anfing zu halluzinieren: Ich überzeugt, auf dem Krankenhausdach gäbe es eine Pferderennbahn. Die Situation war so schwerwiegend, dass man mich aufgeben wollte. Meine Frau war aber nicht bereits dazu: Sie hat alles getan, um dieses unheilvolle Schicksal abzuwenden“.

Der Südtiroler rekapituliert jene Tage in völliger Klarheit: „4 Monate später war ich immer noch am Leben. Es betreuten mich die damalige Primarin Martina Felder und Doktor Andrea Mega von der Abteilung Gastroenterologie, 2 sehr erfahrene Spezialisten. Ich werde ihnen bis zu meinem Lebensende für das dankbar sein, was sie für mich getan haben. Frau Doktor Felder hatte mir erklärt, dass die Medizin in meinem Fall zu 99,50 Prozent vom Tod ausging. Es blieben also noch jene 0,50 Prozent, zu denen ich zählte. Aber weder ich noch meine Frau Cecilia haben jemals daran gedacht, dass es bald mit mir zu Ende sein würde.“

4 Jahre warten auf Lebertransplantation

Nach 7 Monaten verlässt Maffei das Krankenhaus. Dann folgen 4 Jahre mit Höhen und Tiefen und weiteren Krankenhausaufenthalten bis zur ersehnten Lebertransplantation: „Ich habe den Eingriff 2010 in Bologna machen lassen, wurde aber in Bozen betreut. Zu meinen Ärzten hatte ich vollstes Vertrauen. Ich fühlte mich von der ganzen Abteilung gut aufgenommen, auch wenn ich ein 'schwieriger' Patient war. Von den 4 Jahren habe ich mindestens eineinhalb im Krankenhaus verbracht. Es hatte sich so lange hingezogen, weil es mir entweder zu gut oder zu schlecht ging, um die Operation in Angriff zu nehmen“.

Obwohl der Eingriff optimal verlief, kam es bei Maffei doch zu einigen Komplikationen, sodass er auf die Intensivstation verlegt werden musste: „In jenen 10 Tagen musste ich sehr starke Medikamente nehmen und so sind auch die Halluzinationen wieder aufgetreten. In einer davon sah ich Johannes Paul II. Er erschien mir so, wie er am Ende seines Pontifikats aussah: krank und leidend. Ich glaube nicht, dass es ein Zufall war, denn ich empfand eine große Ähnlichkeit zwischen meinem und seinem Leiden. Im Gespräch sagte er mir, dass ich es schaffen würde. Ich antwortete, wenn es so sein sollte, würde ich sein Grab besuchen und ihm meine Ehre erweisen. Zweieinhalb Monate nach der Transplantation konnte ich mich zwar noch kaum auf den Beinen halten, löste dieses Versprechen aber ein.“

Maffei kämpft sich zurück ins Leben

Von diesem Moment an geht es mit Maffei bergauf. Er fängt wieder an zu arbeiten, er nimmt Kontakt zur AIDO auf und wird schließlich Vorsitzender der Südtiroler Sektion der Vereinigung – und er verspürt „Hunger“ nach Leben: „Alles kommt dir schön vor und du fängst an, Zeit als kostbares Gut zu betrachten.“

Maffei richtet einen Appell an jene Menschen, die eine Transplantation vor sich haben und unterstreicht die Wichtigkeit der Vorsorge: „Ihnen kann ich nur empfehlen, dass sie Vertrauen haben und daran denken sollen, dass – wenn es so weit ist und egal wie es auch ausgeht – es schon einen Sieg bedeutet, überhaupt bis dorthin gekommen zu sein. Hepatitis C? Ich habe die medikamentöse Behandlung gemacht und war nach 3 Monaten wieder völlig gesund.“

stol

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