Sonntag, 25. Februar 2024

Südtiroler Drohnenpilot zwischen irakischen Soldaten

Luca Putzer (19) ist ein junger Drohnenpilot aus Seis, der sich international einen Namen mit seinen Drohnenaufnahmen gemacht hat. Kürzlich war er im Irak, um Aufnahmen für eine spanische Marketingfirma zu machen, als das Militär auf ihn aufmerksam wurde und ihn anheuerte. Im Interview erzählt er über sein ungewöhnliches Erlebnis.

Luca Putzer aus Seis hat mit seiner Drohne Videos für das irakische Militär gemacht.

Von:
Matteo Tomada
STOL: Herr Putzer, beim letzten Interview waren Sie 17 Jahre alt und haben einen wichtigen Preis für Ihre Drohnenaufnahmen gewonnen. 2 Jahre später hat sie das irakische Militär angeheuert. Wie kam es dazu?
Luca Putzer: (lacht) Das hat sich durch Zufall ergeben und war auch nur für eine Woche. Es war ein Auftrag, den ich bekommen habe, um Werbevideos für das irakische Militär zu drehen. Ich habe nämlich eine Firma, die sich auf Drohnenvideos spezialisiert hat.


Im Video sehen Sie spektakuläre Drohnenaufnahmen von Luca Putzer.




STOL: Wie wurde das Militär auf Sie aufmerksam?
Putzer: Ich war eine Zeit lang im Irak, um für eine spanische Marketingfirma Videos zu drehen. Meine Drohnenaufnahmen hat das Militär gesehen und mich daraufhin angeschrieben. Ich sollte ein Werbevideo erstellen, um Soldaten anzuheuern. Auch das Militär muss nämlich um Mitarbeiter werben – kaum zu glauben.


Drohnenpilot Luca Putzer (19) aus Seis. - Foto: © lucaputzer




STOL: War Ihnen nicht mulmig, als Sie das irakische Militär kontaktiert hat?
Putzer: Die Armee hat mich auf Instagram angeschrieben. Im Irak kann aber keiner richtig Englisch, deswegen haben sie mich mit einem Filmer verbunden, der Englisch kann. Mulmig war mir nicht. Ich hatte bereits zuvor einen Filmer kennengelernt, der für das Militär gearbeitet hat. Die Armee suchte schon seit Längerem einen, der Drohnen fliegt, weil das im Irak die wenigsten können.


Die Armee suchte schon seit längerem einen, der Drohnen fliegt, weil das im Irak die wenigsten können.
Luca Putzer



STOL: Sind Sie sich sicher, dass das Militär nur Videos wollte? Klingt so, als würde sich das Militär nach Drohnenpiloten umsehen, die Militärdrohnen fliegen können.
Putzer: Ich hoffe nicht (lacht). Ich habe für das Militär jedenfalls nur gefilmt. Dafür haben wir 2 Tage lang tatsächlich auch ehemalige Kriegsschauplätze besucht. Zum Beispiel die Stadt Mossul, die vor einigen Jahren vom Islamischen Staat besetzt war. Ansonsten waren wir in Trainingslagern in der Hauptstadt Bagdad, wo ich Videos über das Training der Soldaten gemacht habe.


Luca Putzer zwischen den irakischen Soldaten.




STOL: Sie haben davor gesagt, Sie waren für eine spanische Marketingfirma im Irak unterwegs. Wie sind sie zu dieser gekommen?
Putzer: Die spanische Firma produziert Werbevideos von Ländern, die nicht so touristisch sind – vor allem von Ländern im Nahen und Mittleren Osten. Ich habe die Firma angeschrieben und ihr von meiner Idee erzählt: Ich wollte in den Irak reisen und dort Videos machen, um den Menschen zu zeigen, dass der Irak ein sicheres und wunderschönes Land ist. Nicht ein Land im Krieg, wie viele denken.


Ich habe mich im Irak sicherer gefühlt als in Südtirol.
Luca Putzer



STOL: Und die Marketingfirma hat eingewilligt?
Putzer: Ja. Sie fand die Idee sehr spannend und hat mir dafür ein 5-stelliges Budget zur Verfügung gestellt. Ich habe mich sogleich auf den Weg gemacht. Auf Instagram habe ich einen irakischen Tourguide angeschrieben, mit dem ich mich im Irak getroffen habe und der mich dann an spannende Orte im Land gebracht hat, um zu filmen. Einige meiner Videos habe ich sofort auf Instagram hochgeladen. Sie sind durch die Decke gegangen, weil niemand die Orte kannte. Die Videos haben insgesamt 10 Millionen Aufrufe.


Luca Putzer startet seine Drohne. - Foto: © lucaputzer




STOL: Ist es im Irak nicht gefährlich?
Putzer: Ich habe mich im Irak sicherer gefühlt als in Südtirol. Klingt jetzt blöd, aber es war wirklich so. Der Tourguide hat mir gesagt, dass es im Irak vieles gibt, aber keine Diebe und keine Leute, die einem etwas Böses anhaben wollen. Außerdem gibt es extrem viel Militär und Polizei, die für die Sicherheit sorgen. Ich glaube, ich werde deswegen wieder hinfahren. Eine Moschee hat mich bereits kontaktiert, um ein Drohnenvideo für sie zu drehen. Im Irak bin ich als Drohnenpilot mittlerweile bekannt.





STOL: Arbeiten Sie auch in Südtirol?
Putzer: Ja, hauptberuflich sogar. Ich drehe sehr viele Videos für Hotels – auch in Österreich. Mir gefällt das Reisen aber sehr gut. Ich möchte in Zukunft deswegen mehr in fremden Ländern arbeiten.

STOL: Im letzten Interview haben Sie gesagt, dass ein guter Drohnenpilot ein Bruchpilot ist. Stimmen Sie dem immer noch zu?
Putzer: Mehr denn je. Leider zerlege ich derzeit mehr Drohnen als früher, weil ich immer mehr will und deswegen oft zu viel riskiere. Dass man Drohnen schrottet, gehört zum Beruf dazu.

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