Dienstag, 17. Oktober 2023

Bereits 3000 Menschen in Gaza getötet

Rund zehn Tage nach Beginn des Kriegs zwischen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel ist die Zahl der Toten im Gazastreifen auf 3000 gestiegen. Rund 12.500 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Israel, wo nach dem Angriff der Hamas über 1400 Menschen ums Leben kamen, erwägt indes nach den Worten eines Armeesprechers Alternativen zu einer Bodenoffensive.

Trauer um die Getöteten im Gazastreifen. - Foto: © APA/AFP / BASHAR TALEB

Terroristen im Auftrag der Hamas hatten am Samstag vor einer Woche ein Massaker an israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Es war das schlimmste Blutbad der israelischen Geschichte. Militante Palästinenser verschleppten an dem Tag zudem mindestens 199 Menschen.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen auf Ziele in dem dicht besiedelten Küstenstreifen. Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in dem Gebiet am Mittelmeer. Israel bereite sich im Gazastreifen auf „die nächsten Stufen des Krieges“ gegen die dort herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas vor. „Alle sprechen von einer Bodenoffensive, aber es könnte etwas anderes sein“, sagte Armeesprecher Richard Hecht am Dienstag.

Hamas veröffentlichen Video von Geisel

Die Hamas veröffentlichte indes erstmals ein Video mit einer mutmaßlichen Geisel.In einem am Montag verbreiteten Video sieht man, wie einer jungen Frau eine Wunde am Arm verbunden wird, anschließend spricht sie direkt in die Kamera.


„Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Shoham“, sagt die Frau. Sie sei in Gaza und dort in einem Krankenhaus behandelt worden. Medienberichten zufolge soll es sich um eine Israelin handeln, die auch die französische Staatsangehörigkeit hat. Das israelische Militär teilte mit, sie sei entführt worden. Die Armee stehe in Kontakt mit der Familie.

Chef des Shura-Rats bei Luftangriffen in Gaza getötet

Ein Armeesprecher erklärte, das israelische Militär attackiere weiter die Infrastruktur der Hamas und suche nach den Verstecken ihrer Führungsleute. So wurde bei einem Luftangriff der Chef des Shura-Rats der Hamas, Osama Mazini, getötet, wie die Armee bekannt gab. Dieser sei für die Gefangenen der Hamas verantwortlich gewesen und habe terroristische Aktivitäten gegen Israel geleitet.

Der Kommandant des Zentralkommandos der Kassam-Brigaden, Aiman Nofal, sei bei einem Angriff im Zentrum des Gazastreifens getötet worden, teilte die Hamas am Dienstag mit. Nofal, der auch Abu Ahmad genannt wurde, gehörte demnach auch dem Militärrat der Kassam-Brigaden an.

Zudem seien bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen am Dienstag 14 Familienmitglieder des Hamas-Chefs Ismail Haniyeh getötet worden. Mehrere Menschen seien verletzt worden, teilte das Innenministerium in Gaza mit, das der Kontrolle der islamistischen Palästinenserorganisation untersteht. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Unklar war, welche Familienmitglieder Haniyeh getötet wurden. Der Hamas-Auslandschef befindet sich selbst nicht im Gazastreifen, sondern in Katar.

Schule beschossen: Mindestens 6 Tote

Bei dem Beschuss einer Schule wurden nach Angaben des Palästinenserhilfswerk UNRWA im Gazastreifen mindestens 6 Menschen getötet. Dutzende seien verletzt worden, teilte die UN-Organisation am Dienstag mit. Darunter seien auch Mitarbeiter des Hilfswerks. An der Schule seien schwere Schäden verursacht worden. Sie befindet sich den Angaben nach im Zentrum des schmalen Küstenstreifens.

„Das ist empörend und zeigt erneut eine eklatante Missachtung des Lebens von Zivilisten“, sagte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini laut einer Mitteilung. Kein Ort im Gazastreifen sei mehr sicher. „Nicht einmal UNRWA-Einrichtungen.“ Nach Angaben des Hilfswerks sind mindestens 4000 Flüchtlinge in der betroffenen Schule untergebracht.

Israel und USA arbeiten an Strategie für humanitäre Hilfe

Angesichts der akuten Versorgungsnot der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wollten Israel und die USA eine Strategie für humanitäre Hilfe entwickeln. US-Außenminister Antony Blinken sagte in Tel Aviv, es gehe darum, „Zivilisten in Gaza und nur sie allein zu erreichen“.

Angesichts der israelischen Militärschläge gegen die islamistische Hamas in dem Küstenstreifen sollen demnach auch Sicherheitszonen für Zivilisten geschaffen werden. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Hilfe so schnell wie möglich nach Gaza fließt“, sagte Blinken.

Ägypten hält Grenze weiter geschlossen

Der ägyptische Grenzübergang Rafah als einziger Weg, dringend benötigte Hilfe in den von Israel abgeriegelten Küstenstreifen zu bringen, war weiter geschlossen. Rund 2000 Tonnen Güter standen nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds bereit. Etwa 150 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern seien von Al-Arish auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel in Richtung des Grenzübergangs Rafah unterwegs, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur.

Das Palästinenserhilfswerk UNRWA warnte angesichts der Abriegelung des Gazastreifens vor einer drohenden Wassernot für die mehr als zwei Millionen Bewohner. Die letzte Salzwasseraufbereitungsanlage sei am Montag abgeschaltet worden, teilte das UNRWA mit. „Wasser bleibt ein Schlüsselthema, weil Menschen ohne Wasser anfangen werden zu sterben“, hieß es in der Mitteilung. Es sei am Montag nur eine Wasserleitung für 3 Stunden geöffnet worden.

Fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens auf der Flucht

Fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens ist nach Schätzung des UN-Nothilfebüros (OCHA) inzwischen auf der Flucht. Rund eine Million Menschen hätten ihre Wohnungen bis Montagabend verlassen, teilte OCHA mit. Ein Drittel der Menschen habe Zuflucht in Gebäuden des UN-Hilfswerk für Palästinenser gesucht, hieß es.

Andere kampierten im Freien oder seien bei Freunden und Verwandten im Süden des Gebiets untergekommen. Krankenhäuser seien mangels Strom und Treibstoff für Generatoren „am Rande des Zusammenbruchs“.

apa

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