Sonntag, 14. April 2024

Israel und Verbündete wehren massiven Luftangriff des Iran ab

Der Iran hat in der Nacht auf Sonntag erstmals Israel direkt angegriffen. Rund 200 Drohnen und Raketen wurden laut der israelischen Armee auf das Land abgefeuert. Laut US-Präsident Joe Biden wurden „fast alle“ abgefangen, viele davon auch von der US-Armee, die auch in Irans Nachbarlands Irak präsent ist. Zeitgleich gab es auch Angriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz und der jemenitischen Houthi-Rebellen. Beobachter erwarten einen Gegenschlag Israels.

Explosionen über Jerusalem. - Foto: © APA/AFPTV / -

Unter den vom Iran auf Israels abgefeuerten Geschoßen seien Dutzende Boden-Boden-Raketen, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht auf Sonntag. „Die große Mehrheit der Raketen wurde von unserer Raketenabwehr noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen.“ Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Dabei sei ein Mädchen verletzt worden. Außerdem wurde Hagari zufolge eine Militärbasis im Süden des Landes getroffen und leicht beschädigt. Israelische Kampfflugzeuge hätten mehr als zehn iranische Marschflugkörper außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen.

Kurze Zeit später teilte der israelische Heimatschutz mit, dass sich die Einwohner im Norden und Süden des Landes nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten müssen. Ob dies das Ende des Angriffs signalisierte, war zunächst unklar. Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte am Sonntag in der Früh, Israel habe eine erste große Welle von Drohnen- und Raketenangriffen abgewehrt. Die Konfrontation sei aber noch nicht vorbei, fügte er hinzu. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte auf dem Kurznachrichtendienst X: „Wir haben abgefangen, wir haben abgewehrt, zusammen werden wir gewinnen.“

Israel könne weiter auf seine Verbündeten zählen

US-Präsident Biden teilte am späten Samstagabend (Ortszeit) mit, dass der iranische Angriff auch wegen der Beteiligung von Kampffliegern und Zerstörern der USA ein Misserfolg gewesen sei. „Wir haben Israel dabei geholfen, praktisch alle einfliegenden Drohnen und Raketen abzufangen“, betonte er. Aus US-Regierungskreisen war zuvor verlautet, dass die US-Streitkräfte „Dutzende“ iranische Geschoße aus der Luft geholt hätten. Die USA sind mit zahlreichen Stützpunkten in der Region präsent, unter anderem mit 2400 Soldaten im westlichen Nachbarland des Iran, Irak. Im Vorfeld der Attacke hatte das US-Militär seine Präsenz in der Region noch verstärkt.

Biden äußerte sich nach einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu. Auch Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte mit seinem Amtskollegen Gallant und betonte, dass das Land weiterhin auf „volle Unterstützung“ bei seiner Verteidigung gegen Angriffe durch den Iran und seine Verbündeten zählen könne. Gallant und Austin lobten in dem Gespräch die „außerordentlichen Verteidigungsmaßnahmen“ und die „starke Zusammenarbeit“ bei der Abwehr des iranischen Angriffs.

USA wollen „bedeutende Antwort“ auf den Angriff

Biden zog im Gespräch mit Netanyahu aber auch eine „rote Linie“, wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete. Demnach würden sich die USA an keinen offensiven Militäraktionen gegen den Iran beteiligen. Laut dem US-Sender NBC hatte Biden die Befürchtung geäußert, von Netanyahu in den Konflikt hineingezogen zu werden. Netanyahu hatte am Samstagabend klar gemacht, dass es eine Vergeltung geben werde.

Verteidigungsminister Gallant hatte erst am Freitag gesagt, dass ein direkter Angriff des Iran „eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern“ werde. Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, dass es eine „bedeutende Antwort“ auf den Angriff geben werde. Generalstabschef Herzi Halevi führe im Einsatzzentrum der Luftwaffe eine Lagebeurteilung durch, teilte das Militär in der Nacht mit.

Iran fordert Nichteinmischung der USA

Der Iran stellte den Angriff auf Israel als angemessene Reaktion für die Attacke auf seine Botschaft in Syrien dar und warnte Israel vor einem erneuten Gegenschlag. „Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) in New York auf der Plattform X mit.

Die USA wiederum müssten sich aus dem Konflikt heraushalten, wurde in der Botschaft betont. Die iranischen Revolutionsgarden richteten eine scharfe Drohung an die USA. „Jede Unterstützung und Beteiligung an der Beeinträchtigung der Interessen Irans“ werde eine „entschiedene Reaktion der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran nach sich ziehen“, hieß es in einer Erklärung der Revolutionswächter, die in der Nacht zu Sonntag im Staatsfernsehen verlesen wurde.

Hisbollah-Miliz führte ebenfalls Angriffe durch

Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff auf Israel führten auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Houthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah feuerte innerhalb weniger Stunden 2 Raketensalven auf Israel ab, wie sie am Sonntag in der Früh mitteilte. Binnen weniger Stunden habe sie wiederholt „dutzende Raketen vom Typ Katjuscha“ auf 3 israelische Militärstützpunkte auf den besetzten Golanhöhen abgefeuert.

Die auf maritime Sicherheit spezialisierte Firma Ambrey erklärte unterdessen, die Houthi-Rebellen hätten „in Abstimmung mit dem Iran“ Drohnen in Richtung Israel abgefeuert. Mögliche Ziele seien Häfen, teilte das Unternehmen mit. Es warnte vor „Kollateralschäden“ für die Schifffahrt. Im Kibbutz Snir im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon wurden in der Nacht die Alarmsirenen ausgelöst, wie die israelische Armee mitteilte.

Auch aus dem kurdischen Nordirak wurden Explosionen gemeldet. Augenzeugen und kurdischen Medien zufolge gingen in der Nacht zum Sonntag rund 20 Raketen in der Provinz Erbil nieder, wo unter anderem ein US-Konsulat und eine US-Militärbasis liegen. An dem Konsulat seien Warnsirenen zu hören gewesen. Der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurde auch in Syrien, das mit dem Iran verbündet ist, die Luftabwehr aktiviert.

UN-Generalsekretär befürchtet weitere Zuspitzung des Nahost-Konflikts

Unmittelbarer Anlass für die jüngste Eskalation ist ein mutmaßlicher israelischer Luftangriff auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Bei dem Angriff am 1. April wurden unter anderem 2 Brigadegeneräle und 5 weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet.

International wurde der iranische Angriff scharf verurteilt. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte die Furcht vor einer katastrophalen Zuspitzung im Nahost-Konflikt. Auf Ersuchen Israels sollte der UN-Sicherheitsrat am Sonntagnachmittag (16 Uhr Ortszeit, 22 Uhr MESZ) zu einer Sitzung zusammenkommen.

apa

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