Freitag, 13. Oktober 2023

Ministertreffen im Bauernbund: „Wolfsmanagement ist dringend nötig“

Gleich 2 Landwirtschaftsminister sind heute im Südtiroler Bauernbund zusammengetroffen. Der Italiener Francesco Lollobrigida und der Österreicher Norbert Totschnig haben dabei über den Wolf, die Ernährungssicherheit und den Pflanzenschutz gesprochen. Übereinstimmung gab es auch in anderen Themen, schreibt der Bauernbund in einer Aussendung.

Der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (links im Bild) traf seinen italienischen Amtskollegen Francesco Lollobrigida (rechts im Bild). Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler steht in der Mitte.

Dass in Sachen Wolf dringender Handlungsbedarf herrscht, daran ließen die Landwirtschaftsminister von Österreich und Italien, Norbert Totschnig und Francesco Lollobrigida, keine Zweifel. „Mittlerweile gibt es europaweit um die 19.000 Wölfe. Damit ist der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht und der besondere Schutz nicht mehr gerechtfertigt und endlich ein Wolfsmanagement dringend nötig“, unterstrich Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler.

Für ein effizientes Wolfsmanagement sprach sich auch Minister Francesco Lollobrigida aus. Es könne nicht sein, dass Tierhalter aus Angst vor dem Wolf ihre Tiere nicht mehr ins Freie bringen. Das sei genau das Gegenteil von dem, was Tierschützer immer wieder fordern. „Bauern müssen das Recht haben, die wirtschaftliche Grundlage ihrer Betriebe, sprich ihre Tiere, zu schützen.“ Daher habe Rom auch das Südtiroler Wolfsgesetz nicht angefochten.


Lollobrigida erklärt seine Sicht der Dinge.


Änderung auf EU-Ebene nötig

Änderung braucht es vor allem auf EU-Ebene. Einige Länder und eine europäische Arbeitsgruppe würden aktiv daran arbeiten, den Schutzstatus des Wolfs zu ändern, sagte der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. „Vor allem brauchen wir eine Änderung der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.“

Abhängigkeiten von Importen verkleinern

Ein Thema, das auf dem Ministertreffen im Südtiroler Bauernbund zur Sprache kam, war die Ernährungssicherheit. „Wir müssen die Rolle der europäischen Bauern als Produzenten von Lebensmitteln stärken, um die Abhängigkeit von Importen zu verkleinern“, erklärte Tiefenthaler. Dafür möchten Norbert Totschnig und Francesco Lollobrigida die Primärproduktion wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.


Die Mitglieder, die am Treffen teilgenommen haben.




„Die Lebensmittelproduktion im Land zu halten, bedeutet Versorgungssicherheit, eine Wertschöpfung, die vor Ort bleibt, Arbeitsplätze und der Schutz hoher Qualitätsstandards“, so Lollobrigida.

Gerechte Löhne für Bauern

Damit Bauern auch in Zukunft in ausreichendem Maß Lebensmittel produzieren können, brauchen sie gerechte Preise. „In den Supermärkten sind die Preise für Lebensmittel deutlich gestiegen, bei den Produzenten kommt davon aber kaum etwas an“, brachte es der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann auf den Punkt. Genau daher müsse an der Wertschöpfungskette angesetzt werden, ergänzte Lollobrigida. Zudem brauche es mehr Investitionen in die Vermarktung und das Marketing. Kritisch äußerte sich Dorfmann auch zum Naturwiederherstellungsgesetz, das gefährlich für die Landwirtschaft sei.

Kritik an EU bei Pflanzenschutzmitteln

Kritik gab es beim Ministertreffen an den Plänen der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um die Hälfte zu reduzieren. „Auch wir wollen eine Verringerung, aber schrittweise, um die Produktivität und die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden. Die Folge dieser Vorschläge wäre eine Verlagerung der Produktion ins Ausland“, ärgert sich Lollobrigida. Leo Tiefenthaler sprach sich dafür aus, den Fokus auf die integrierte Produktion statt auf pauschale Mengenreduktionen und Verbote zu legen. Zudem hätte eine 50-prozentige Reduktion auch große Auswirkungen auf die Bio-Landwirtschaft.

Nein zu synthetischen Lebensmitteln

Ein klares Nein gab es für synthetische Lebensmittel. Entsprechend wurde der Gesetzesentwurf des italienischen Ministerrates, der derzeit in der Abgeordnetenkammer behandelt wird, und ein Verbot von Laborfleisch vorsieht, gutgeheißen. „Die vielen Millionen Bauern sollen auch in Zukunft unsere Lebensmittel produzieren, und nicht einige wenige Großkonzerne in ihren Laboren“, waren sich Totschnig und Lollobrigida einig.

Mit Bauern geht es Natur besser

Raffael Peer, Landesobmann der Südtiroler Bauernjugend, appellierte an beide Minister, gute Rahmenbedingungen für die Jungbauern zu schaffen, damit Betriebe weitergeführt werden können. Landesbäuerin Antonia Egger Mair mahnte eine bessere Rentenabsicherung für die Bäuerinnen an.

Zum Abschluss des Ministertreffens unterstrichen beide Minister das gute Einvernehmen zwischen Österreich und Italien. Mehr denn je sei eine enge Zusammenarbeit wichtig, wie etwa beim Thema Nachhaltigkeit. „Uns ist die ökologische Nachhaltigkeit wichtig, aber genauso die ökonomische und soziale“, erklärte Totschnig. Es brauche kluge, sachliche Entscheidungen und nicht zu stark ideologische und einseitige, wie etwa beim Naturwiederherstellungsgesetz oder eben bei der Nachhaltigkeit, ergänzte Lollobrigida. Bäuerinnen und Bauern, die produzieren, seien Naturschützer. „Mit Bauern geht es der Natur besser als ohne. Daher müssen wir die Betriebe erhalten.“

stol

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