Donnerstag, 2. November 2023

Nach Brandanschlag am Zentralfriedhof Spurenträger gefunden

Nach dem Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs in der Nacht auf Allerheiligen laufen die Ermittlungen „auf Hochtouren“. Im ausgebrannten Vorraum der Zeremonienhalle wurden Spurenträger sichergestellt, die nun kriminaltechnisch untersucht werden, gab die Polizei am Donnerstag bekannt. Der betroffene Friedhofsteil wurde - wie alle anderen jüdischen Einrichtungen - überwacht, zu Details hielt sich die Polizei aus einsatztaktischen Gründen bedeckt.

Ermittlungen laufen "auf Hochtouren". - Foto: © APA/GEORG HOCHMUTH / GEORG HOCHMUTH

Auch Details, um welche Spuren es sich handelt, wollte die Polizei aus kriminaltaktischen Gründen am Donnerstag nicht bekannt geben, wie Sprecherin Julia Schick im APA-Gespräch sagte. Die Brandgruppe des Landeskriminalamts (LKA) und Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) sind mit den Ermittlungen betraut.

Auf der Außenmauer wurde von dem oder den Tätern auch nationalsozialistische Zeichen - ein Hakenkreuz und der Schriftzug „Hitler“ - aufgesprüht. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Brandstiftung, der Sachbeschädigung und wegen Wiederbetätigung. Diesbezüglich wurden Anzeigen gegen Unbekannt gelegt. Wie die Täter auf den Friedhof und in den Vorraum der Halle gekommen sind, ist noch unklar.

Der Teil des Friedhofs beim IV. Tor wurde laut Polizei überwacht. Auch das werde jetzt von den zuständigen Behörden ausgewertet. Aus einsatztaktischen Gründen wollte die Pressesprecherin hier aber keine Details, wie die Überwachung durchgeführt wurde, nennen. „Der Schutz von Menschen hat höchste Priorität“, sagte Schick.

Unterdessen kritisierte am Donnerstag der Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit den Brandanschlag scharf und rief zum Schulterschluss gegen Antisemitismus auf. Auch wies der Ausschuss in einer Aussendung auf den Zeitpunkt des antisemitischen Vorfalls hin: „Eine Woche vor dem Gedenken an die Novemberpogrome am 9. November 1938 und am Tag vor dem 3. Jahrestag des islamistischen Mordanschlags, der vor dem Stadttempel seinen Ausgang nahm, macht uns der Brandanschlag auf die Zeremonienhalle des jüdischen Friedhofs in Wien entsetzt und um die Möglichkeit angstfreier Religionsausübung sehr besorgt.“

Der Ausschuss macht auch auf das am Donnerstagabend am Wiener Heldenplatz stattfindende Lichtermeer (18 Uhr) aufmerksam, zu dem die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) und die zivilgesellschaftliche Initiative „#YesWeCare“ eingeladen haben. Bei der Kundgebung wird an die von der Hamas in Israel als Geiseln genommenen Personen erinnert, außerdem soll ein Zeichen gegen Antisemitismus, Terror, Gewalt und Hass gesetzt werden. Auch drei Angehörige von Geiseln werden anwesend sein. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat ebenfalls sein Kommen angekündigt.

Seitens der evangelische Kirche zeigte sich am Donnerstag der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld „zutiefst erschüttert“ über die Brandlegung im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs. Hennefeld - auch Beauftragter der Evangelischen Kirche für den christlich-jüdischen Dialog - mahnte gegenüber dem evangelischen Pressedienst ein, dem Antisemitismus keinen Raum zu geben und entschieden gegen alle einzutreten, die ihn schürten. Bereits am Mittwoch hatte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka den antisemitischen Angriff verurteilt.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte unterdessen im Rahmen der Programmpräsentation des Festivals Grafenegg, Antisemitismus dürfe in einer toleranten Gesellschaft keinen Platz haben. „Wo Gesetze nicht ausreichen, um abschreckende Wirkung zu erzielen, müssen wir diese nachschärfen“, sagte sie.

apa

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