Mittwoch, 28. Februar 2024

Nawalny soll am Freitag in Moskau bestattet werden

Das Begräbnis des in einem Straflager verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny soll am kommenden Freitag in Moskau stattfinden. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch am Mittwoch auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit. Zunächst findet eine Abschiedsfeier in einer Kirche im südöstlichen Stadtteil Marjino um 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) statt. Nawalny wird auf dem nahe gelegenen Borisow-Friedhof beigesetzt, hieß es.

Nawalny soll in Moskau beigesetzt werden. - Foto: © APA/AFP / -

Nach russisch-orthodoxer Tradition ist es eigentlich üblich, Tote nach drei Tagen zu beerdigen und ihren Leichnam vorher aufzubahren, damit Trauernde sich verabschieden können. Ein Saal für ein solches Abschiedsritual sei aber nicht zur Verfügung gestellt worden, schrieb der im Exil lebende Iwan Schdanow, der Direktor des von Nawalny gegründeten Anti-Korruptions-Fonds. Er veröffentlichte auf X ein entsprechendes Schreiben eines kommunalen Unternehmens an Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja, das das belegen soll. „Die Drecksäcke“, schimpfte er mit Blick auf Staatsvertreter und die vielen Hindernisse, die diese den Angehörigen in den Weg legten. Laut Brauch müsste Nawalnys Leichnam aber zumindest beim Gedenkgottesdienst in der „Kirche zur Ikone der Gottesmutter 'Lindere mein Leid'“ im Stadtviertel Marjino aufgebahrt werden. Schdanow zufolge beginnt die Beisetzung auf dem Borisow-Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Moskwa um 16.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ).

Nawalny war offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von nur 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer „natürlichen“ Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann.

Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja berichtete am Mittwoch vor dem EU-Parlament in Straßburg, dass der Körper ihres Mannes misshandelt worden sei. Sie sei sich zudem nicht sicher, ob die Trauerfeier am Freitag friedlich verlaufen werde, oder ob die Polizei Teilnehmer festnehmen würde, sagte Nawalnaja in ihrer Ansprache.

Für besonderes Entsetzen sorgte auch, dass die Behörden Nawalnys Leiche zunächst rund eine Woche unter Verschluss hielten und seine Mutter Ljudmila gemeinsam mit einem Anwalt in der Polarregion nach dem Körper suchen musste. Ljudmila Nawalnaja beklagte auch, sie sei von Ermittlern bedrängt und erpresst worden, einer heimlichen Beisetzung zuzustimmen. Das aber tat sie nicht - stattdessen forderte sie öffentlich, dass Angehörige und Unterstützer die Möglichkeit haben sollten, sich von ihrem Sohn zu verabschieden.

Schließlich erklärte Nawalnys Team dann, einen Ort für die Trauerfeier organisieren zu wollen. Die Suche gestaltete sich in den vergangenen Tagen allerdings erwartungsgemäß als schwer. Ursprünglich war die Beisetzung für den 29. Februar geplant, an dem Putin seine „Rede zur Lage der Nation“ hält. Kurz vor der Präsidentenwahl am 17. März sind dem Kreml jegliche größeren kritischen Veranstaltungen ein Dorn im Auge. Hunderte Menschen wurden zuletzt schon bei der Niederlegung von Blumen für Nawalny festgenommen.

apa

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