Samstag, 2. Dezember 2023

Schwere Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter

Das israelische Militär hat sein Bombardement im südlichen Gazastreifen am zweiten Tag nach Auslaufen der Feuerpause verstärkt.

Israel setzt seine Bombardements fort. - Foto: © AFP / JACK GUEZ

Wie die Armee am Samstag in der Früh mitteilte, hätten Kampfflugzeuge in der Nacht in der Gegend der Stadt Khan Younis mehr als 50 Ziele bombardiert. Terroristen und Infrastruktur der islamistischen Hamas seien zudem in der Gegend von Beit Lahia mit Panzern und gezielten Luftschlägen attackiert worden, hieß es weiter.

Israelische Marineeinheiten hätten ferner in der Nacht militärische Ziele der Hamas im Hafen von Khan Younis sowie in Deir al-Balah mit Präzisionsmunition angegriffen. Dabei sei Infrastruktur und Ausrüstung der Marine-Streitkräfte der Hamas getroffen worden. Israel hatte zuvor wochenlang die Bewohner des nördlichen Gazastreifens aufgefordert, zu ihrer Sicherheit in den südlichen Teil zu flüchten.

Israels Armee veröffentlichte zwar am Freitag eine Karte für die Zivilbevölkerung, die das Gebiet in nummerierte Zonen einteilt - „in Vorbereitung auf die nächste Phase des Krieges“. Dies solle Bewohnern ermöglichen, „sich zu orientieren, die Anweisungen zu verstehen und sich bei Bedarf von bestimmten Orten aus in Sicherheit zu bringen“. Die heftigen Angriffe des israelischen Militärs am Samstag bieten jedoch erneut Anlass zur Sorge über Opfer unter der Zivilbevölkerung.

Angriff am Boden und aus der Luft

Israels Streitkräfte nahmen im Norden Gazas erneut am Boden und aus der Luft Ziele unter Beschuss. Dabei sei eine Terrorzelle, die die israelischen Truppen in einen Hinterhalt gelockt habe, bombardiert worden, hieß es am Samstag. Zudem habe ein Kampfflugzeug eine Moschee, die dem Islamischen Jihad als Kommandozentrale gedient habe, beschossen.

Israel greift auch vom Boden aus an. - Foto: © ANSA / ATEF SAFADI


Im Verlauf des vergangenen Tages habe man im gesamten Küstengebiet so mehr als 400 „Terrorziele“ angegriffen, wie Israels Armee weiter bekannt gab. Sämtliche Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Laut der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit dem Ende der Feuerpause rund 200 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. 589 weitere Menschen seien zudem verletzt worden, teilte ein Sprecher der Behörde am Samstag mit. Die Zahlen waren unabhängig nicht zu überprüfen.

USA will weitere Waffenruhe aushandeln

Die Hamas hatte nach Ende der einwöchigen Kampfpause eigenen Angaben zufolge erstmals wieder Raketen auf das Zentrum Israels abgefeuert. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs wurden israelischen Angaben zufolge rund 10.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen.

Die USA setzen indes nach eigenen Angaben ihre diplomatischen Bemühungen um eine Erneuerung der am Freitag ausgelaufenen Waffenruhe fort. „Wir werden weiter mit Israel, Ägypten und Katar auf die Wiederherstellung der Feuerpause hinarbeiten“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in der Nacht auf Samstag in Kalifornien. Austin machte die radikal-islamische Hamas für das Wiederaufflammen der Gefechte verantwortlich, da sie Vereinbarungen für die Freilassung israelischer Geiseln gebrochen habe.

Laut Katar, das eine zentrale Rolle bei den Vermittlungen zur ersten Feuerpause gespielt hat, gehen die Verhandlungen mit den Palästinensern und Israel für eine neue Waffenruhe weiter. Israels Bombardierung von Gaza erschwere diese Bemühungen jedoch, kritisierte das Golfemirat. In Washington sagte ein Vertreter Israels: „Wir können verhandeln, während wir noch kämpfen.“ Sehr hohe Priorität habe für Israel, die Freilassung so vieler Geiseln wie möglich zu erwirken. Dafür sei Israel unter bestimmten Umständen zu weiteren Feuerpausen bereit.

Israel aus Libanon beschossen

Israel wurde eigenen Angaben zufolge auch aus dem nördlichen Nachbarland Libanon beschossen. Das israelische Militär teilte am Samstag zu Mittag mit, zwei Mörsergranatenabschüsse auf israelischem Gebiet im Norden registriert zu haben. Die Mörser fielen demnach auf offenes Gelände. Als Reaktion darauf habe das Militär den Ort der Abschussraketen angegriffen und mit Artillerie auf mehrere Orte im Libanon gefeuert. Die vom Iran unterstütze Hisbollah-Miliz im Libanon teilte mit, am Vormittag einen Artilleriebunker im Grenzgebiet mit Raketen angegriffen zu haben.

Bereits in der Früh war Israel nach eigenen Angaben aus dem nördlichen Nachbarland beschossen worden. Die israelische Armee gab am Samstag bekannt, dass die eigene Artillerie in Reaktion darauf das Gebiet angegriffen habe, von wo aus die Geschosse Richtung Israel abgefeuert worden seien. Ein israelisches Kampfflugzeug habe das Ziel im Libanon getroffen, hieß es. Zu möglichen Opfern gab es keine Angaben.

Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der Kämpfe mehr als 15.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, unter ihnen mehr als 6.000 Kinder und Jugendliche. Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe waren in israelischen Gebieten in der Nähe des Gazastreifens Alarmsirenen zu hören. In einem Ort traf eine Rakete einen Lieferwagen.

Während der Waffenruhe waren 80 aus Israel verschleppte Geiseln freigelassen worden. Im Gegenzug wurden 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Außerdem ließ die Hamas 23 Thailänder, einen Filipino und einen russisch-israelischen Doppelstaatler außerhalb der Vereinbarung mit Israel frei. Fünf Geiseln waren bereits vor der Feuerpause freigekommen.

Sieben weitere Geiseln wurden nach jüngsten Angaben der israelischen Armee getötet. 136 Geiseln, darunter 17 Frauen und Kinder, befinden sich demnach weiterhin in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen. Einer davon ist der 38-jährige, österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.

apa

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