Dienstag, 18. Juli 2023

Vergeltungsschläge Russlands nach Angriff auf Krim-Brücke

Russland hat einen Tag nach der Aussetzung des Getreideabkommens und des mutmaßlichen Angriffs auf die Krim-Brücke ukrainische Hafenstädte attackiert. Die Regierung in Moskau begründete am Dienstag eine Welle von Raketen- und Drohnenangriffen als „massive Vergeltungsschläge“ für die Zerstörungen an der strategisch wichtigen Brücke, die das russische Festland mit der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim verbindet.

Auch der Hafen von Odessa wurde getroffen. - Foto: © APA/Ritzau Scanpix / BO AMSTRUP

Im Schwarzmeerhafen Odessa beschädigten Trümmer und Druckwellen mehrere Häuser und Teile der Hafeninfrastruktur, berichtete der ukrainische Militärstab für die Südfront. Die Behörden in der Hafenstadt Mykolajiw meldeten einen schweren Brand.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden 6 Kalibr-Raketen und 31 von 36 Drohnen abgeschossen. Moskau erklärte seinerseits, es habe einen ukrainischen Drohnenangriff auf der Krim ohne größere Schäden am Boden vereitelt. Zudem sei der Straßenverkehr auf der Krim-Brücke einspurig wieder freigegeben worden.

Krim-Brücke stark beschädigt

Am Montag hatten Explosionen die Brücke stark beschädigt, 2 Menschen starben (STOL hat berichtet). Der ukrainische Geheimdienst SBU ließ gegenüber mehreren ukrainischen Medien und der Nachrichtenagentur AFP verlauten, dass er selbst gemeinsam mit der ukrainischen Marine den Angriff durchgeführt habe. Kurz darauf erklärte die russische Regierung, das für die globalen Lebensmittelpreise bedeutsame Getreideabkommen mit der Ukraine werde nicht verlängert. Die Ukraine will auch ohne Zusagen aus Moskau die Ausfuhren über das Schwarze Meer fortsetzen.

Problem für russischen Nachschub

Wegen der Schäden an der Krim-Brücke könnte die russische Armee nach Einschätzung westlicher Experten bald signifikante logistische Probleme in der Südukraine bekommen. Der Angriff auf die Brücke vom Montag mache die Versorgung vieler russischer Truppen von einer verbleibenden Nachschubroute abhängig, hieß es in der Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington am Montag (Ortszeit).

Die Route führe durch die umkämpften Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson. Sie werde jetzt wohl zusätzlich durch die Flucht russischer Touristen von der Krim belastet. So könnten sich die Probleme der russischen Armee in der Südukraine den ISW-Experten zufolge kurz- und mittelfristig noch weiter verschärfen.

Militärische Transportmittel für Touristen

Trotz des Krieges habe Russland die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel bis zuletzt als Touristenziel beworben, heißt es ferner in dem ISW-Bericht. Schon vor dem Angriff auf die Brücke am Montag sei es zu kilometerlangen Staus auf beiden Seiten der Krim-Brücke gekommen. Präsident Putin habe den Einsatz militärischer Transportmittel angeordnet, um Touristen zu befördern. Feriengäste wurden nicht davon abgehalten, in ein Kriegsgebiet zu fahren, „wie es eine vernünftige Regierung tun würde“.

Mehr zum Krieg in der Ukraine lesen Sie hier.

apa/stol

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