Freitag, 19. Mai 2023

Gastgewerbe: „Quereinsteiger lassen sich durchaus begeistern“

Von der Sanität bis zum Bildungswesen: Nahezu überall fehlt es mittlerweile an Personal. Auch in der Gastronomie fallen Arbeitskräfte weg, Ersatz zu finden, ist nicht immer leicht. „Allerdings gibt es vor allem in unserer Branche zahlreiche Quereinsteiger, die die verschiedenen Berufe ausprobieren und in vielen Fällen auch hängenbleiben, weil sie die Vorteile erkennen und schätzen“, berichtet Judith Rainer, Vizepräsidentin des HGV. Der Verband bietet für sie nun Crashkurse an. Und auch sonst ist die Branche kreativ geworden.

Menschen aus unterschiedlichsten Berufssparten entscheiden sich als Quereinsteiger für eine Karriere im Gastgewerbe, berichtet Judith Rainer, Vizepräsidentin des HGV. - Foto: © Shutterstock

STOL: Frau Rainer, im Bildungsangebot des HGV gibt es unter anderem Crashkurse, die sich an Quereinsteiger richten. Soll damit dem Personalmangel entgegengewirkt werden?
Judith Rainer: Wie in nahezu jeder Branche ist der Personalmangel natürlich auch im Gastgewerbe ein Thema. Eine starke Generation von Arbeitskräften geht nach und nach in Rente, die Mitarbeiter in gleicher Zahl zu ersetzen, ist nur schwer möglich. Deshalb bemühen auch wir uns ständig um neues Personal. Gleichzeitig bemerken wir aber auch, dass große Nachfrage nach einem entsprechenden Bildungsangebot besteht. Es gibt nämlich viele Quereinsteiger, die sich in der Hotellerie und Gastronomie versuchen wollen.

STOL: Aus welchen Berufssparten kommen diese Menschen?
Rainer: Das kann man pauschal gar nicht sagen. Es sind Arbeitskräfte aus unterschiedlichen Bereichen dabei, die etwas Neues ausprobieren wollen oder eine Beschäftigung suchen, die sich besser mit ihrer aktuellen Lebenssituation vereinbaren lässt als ihr bisheriger Beruf.

STOL: Und warum wird dann vor allem das Gastgewerbe für sie interessant?
Rainer: Entgegen der weit verbreiteten Meinung bietet unsere Branche sehr viele Möglichkeiten, auf die Mitarbeiter zuzugehen und ihre persönlichen Wünsche und Lebensumstände zu berücksichtigen. Mütter, deren Kinder die Kita, den Kindergarten oder die Sommerbetreuung besuchen, sind oft für das Frühstück zuständig und können am Nachmittag Zeit mit ihrer Familie verbringen. Vor allem in größeren Betrieben können die Kinder der Mitarbeiter für einige Stunden auch das hotelinterne Betreuungsangebot nutzen, während die Eltern beispielsweise auf der Etage ihren Dienst versehen. Solche Angebote gibt es in anderen Branchen nicht. Zudem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich ständig weiterzuentwickeln.

STOL: Inwiefern?
Rainer: In nahezu allen Bereichen im Gastgewerbe gibt es Aufstiegsmöglichkeiten – auch deshalb, weil in vielen Sparten Personal gebraucht wird. Zudem bieten auch wir als Verband unterschiedliche Weiterbildungsangebote, die nicht selten von Quereinsteigern genutzt werden.

STOL: Also gelingt es, die neuen Arbeitskräfte auch zu halten?
Rainer: Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich viele der Quereinsteiger sehr gut in den Betrieben integrieren und sich für den jeweiligen Beruf begeistern lassen. Die schönen Arbeitsplätze und die positiven Begegnungen mit Gästen tragen sicherlich dazu bei. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch solche, die sich mit dem Gastgewerbe nicht anfreunden können. Wie jeder Bereich hat auch der unsere gewisse Schattenseiten, die man akzeptieren muss, um langfristig Fuß zu fassen.

deb

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