Donnerstag, 21. März 2024

Italienischer Großaktionär will ProSiebenSat.1 aufspalten

Der italienische Großaktionär MFE-MediaForEurope erhöht den Druck auf den ProSiebenSat.1-Vorstand, das Dating- und E-Commerce-Geschäft abzuspalten.

„Ziel des Beschlussvorschlags ist es, die Trennung der Geschäftsaktivitäten und die Fokussierung auf das Kerngeschäft zu beschleunigen“, heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. - Foto: © ANSA / Peter Kneffel

Die von der Familie Berlusconi dominierte Holding will auf der ProSieben-Hauptversammlung am 30. April einen Beschluss erwirken, die Segmente Dating & Video und Commerce & Ventures mit einem eigenständigen Management an die Börse zu bringen. Das würde es für MFE attraktiver machen, ProSiebenSat.1 zu übernehmen.

Die Italiener sind nur am Fernseh-Kerngeschäft interessiert und haben bereits mehrfach gefordert, die Beteiligungen vom Dating-Portal Parship über den Online-Parfümhändler Flaconi bis zum Vergleichsportal Verivox loszuschlagen. ProSiebenSat.1 nahm dazu zunächst keine Stellung.

„Fokussierung auf das Kerngeschäft“

„Ziel des Beschlussvorschlags ist es, die Trennung der Geschäftsaktivitäten und die Fokussierung auf das Kerngeschäft zu beschleunigen“, heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Der Vorstand um Bert Habets habe sich zwar mehrfach zur Konzentration auf das Fernseh-Geschäft bekannt, „insoweit aber bislang keine wesentlichen Fortschritte erzielt“, kritisierte MFE.

Die Abspaltung soll nach den Vorstellungen von MFE bis 2025 vollzogen sein, wie es in einem Reuters vorliegenden Brief an ProSiebenSat.1 heißt. Mit der Abspaltung lasse sich ein Konglomeratsabschlag vermeiden, der auf der ProSiebenSat.1-Aktie laste, heißt es in der Mitteilung.

Das Unternehmen ist in Österreich durch ProSiebenSat.1Puls4 (Puls 4, ATV, ATV 2, Puls 24) vertreten. Der Vorstoß trieb die ProSiebenSat.1-Aktie in Frankfurt am Donnerstag zeitweise um acht Prozent auf 6,65 Euro nach oben.

Die vom Sohn des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, Pier Silvio, geführte börsennotierte MFE hält knapp 30 Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1. Bei der üblichen Präsenz auf der Hauptversammlung des Konzerns hätte sie damit die Mehrheit. Für den beantragten „Beschluss über die Vorbereitung eines Abspaltungs- und Übernahmevertrags“ sind aber 75 Prozent der anwesenden oder vertretenen Aktionäre nötig.

„Wir haben keine Not, überhastet zu verkaufen“

ProSieben-Finanzvorstand Martin Mildner hatte kürzlich die Online-Kosmetiktochter Flaconi als ersten Verkaufskandidaten genannt. Doch sei offen, ob das schon in diesem Jahr gelinge. Für einen Börsengang der Datingsparte ParshipMeet wäre es 2024 wohl noch zu früh. Auch Verivox gilt als Verkaufsobjekt.

Aufsichtsratschef Andreas Wiele räumte in der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe) ein, das Fernsehgeschäft mit Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 sei finanziell lange vernachlässigt worden. „Wir werden nicht alle Digitalaktivitäten auf einen Schlag verkaufen, sondern mit den Bereichen anfangen, die am besten laufen und am attraktivsten sind“, sagte er. „Wir haben keine Not, überhastet zu verkaufen, aber wir werden auch nicht Ewigkeiten warten.“ ProSiebenSat.1 werde noch in diesem Jahr „intensive Verkaufsanstrengungen unternehmen“.

MFE kündigte an, 2 weitere eigene Kandidaten für den ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat zu nominieren. Der ehemalige Citi-Investmentbanker Leopoldo Attolico soll den freiwerdenden Posten einnehmen, für den ProSiebenSat.1 selbst den niederländischen Medienmanager Pim Schmitz nominiert hat. Zudem solle der frühere Wirtschaftsprüfer und Corporate-Governance-Experte Rolf Nonnenmacher abgewählt und durch einen anderen Wirtschaftsprüfer ersetzt werden, fordert MFE.

Nonnenmacher ist stellvertretender Aufsichtsratschef. MFE stellt mit der Deutschland-Statthalterin Katharina Behrends bereits eine ProSiebenSat.1-Aufsichtsrätin, auch Thomas Ingelfinger wird den Italienern zugerechnet.

apa

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