Dienstag, 11. Juli 2023

Fall Orlandi: Name von Emanuelas Onkel taucht in Ermittlungen auf

Seit 40 Jahren herrscht Ungewissheit über das Verschwinden des Vatikan-Mädchens Emanuela Orlandi. Seit einigen Monaten laufen die Ermittlungen wieder auf Hochtouren. Nun taucht der Name von Emanuelas Onkel darin auf. Er soll ihre ältere Schwester belästigt haben. Die Ermittler versuchen zu verstehen, warum die „familiäre“ Spur damals nicht weiterverfolgt wurde.

Emanuela Orlandi ANSA - Foto: © ANSA / ANSA / XX

In dem seit 40 Jahren andauernden Rätsel um das Verschwinden von Emanuela Orlandi ist der Name ihres Onkels Mario Meneguzzi aufgetaucht, der längst verstorben ist und der Ehemann von Lucia Orlandi, der Tante väterlicherseits des 1983 in Rom verschwundenen Mädchens, war.

Einem Bericht des Fernsehsenders La7 zufolge schrieb der damalige vatikanische Staatssekretär Agostino Casaroli einige Monate nach dem Verschwinden des Mädchens eine vertrauliche Botschaft per Diplomatenpost an einen südamerikanischen Priester, der von Johannes Paul II. nach Kolumbien geschickt worden war und der in der Vergangenheit der geistliche Berater und Beichtvater der Orlandis gewesen war.

Das Schreiben - so der Bericht - wurde von römischen Ermittlungskreisen angefordert, um zu klären, ob der Geistliche wusste, dass Meneguzzi die ältere Schwester von Emanuela belästigt hatte.

Der Geistliche bejahte die Frage.

Emanuelas ältere Schwester hatte Angst

In seiner Antwort an Kardinal Casaroli, so der Bericht des Nachrichtensenders La7, fügte der Geistliche auch hinzu, dass Emanuelas ältere Schwester ihm anvertraut habe, dass sie Angst habe: Man habe ihr gesagt, sie solle schweigen, sonst würde sie ihren Job in der Abgeordnetenkammer verlieren, wo Meneguzzi, der die Bar leitete, sie einige Zeit zuvor eingestellt hatte.

Die Briefe sind nun dem Justizminister und den Staatsanwälten in Rom zur Kenntnis gelangt, die seit mehreren Monaten in dem Fall ermitteln. Die mit dem Verfahren beauftragten Personen haben das von dem Polizisten und einem Polizeibeamten angefertigte Phantombild des Mannes, der sich am Abend ihres Verschwindens mit Emanuela unterhielt, mit einem Foto ihres Onkels verglichen, woraus sich eine Ähnlichkeit ergibt.

Die Ermittler haben dem Bericht zufolge daher alle Unterlagen der ersten Untersuchung übernommen und vergleichen die Aussagen von Emanuelas Schwester, die in einem Bericht in den Unterlagen der alten Untersuchung von dem Missbrauch berichtete, mit einer Reihe von Akten, um zu verstehen, warum die „familiäre“ Spur damals nicht weiterverfolgt wurde.

Eines der größten Rätsel der jüngeren italienischen Kriminalgeschichte

Die 15-jährige Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi war am 22. Juni 1983 nicht vom Musikunterricht heimgekehrt. Der Fall gilt als eines der größten Rätsel in der jüngeren italienischen Kriminalgeschichte. Um Orlandis Verschwinden rankten sich immer neue Spekulationen und Verschwörungstheorien, in denen teilweise auch der Vatikan eine Rolle spielt. Die aufwendigen Ermittlungen zu Orlandis Fall wurden in einer Doku-Serie anhand neuer zum Teil brisanter Zeugenaussagen rekonstruiert.

ansa/jot

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