Sonntag, 19. November 2023

Nach Mord an Giulia Cecchettin: Ex-Freund in Deutschland festgenommen

Wende bei den Ermittlungen um den Mord an Giulia Cecchettin: Filippo Turetta wurde in Deutschland verhaftet und des Mordes an Giulia Cecchettin beschuldigt. Die 22-Jährige soll bereits tot gewesen sein, als sie in Barcis in den Steilhang des Val Caltea gestoßen wurde. Die Leiche wurde erst Samstagmittag, eine Woche nach dem Verschwinden des Mädchens, gefunden.

Giulia und Filippo auf Fahndungsbildern. - Foto: © ANSA / X / Emergenza24

Bei den Ermittlungen um den Mord an Giulia Cecchettin (22) aus Vigonovo bei Venedig, deren Leiche am Samstag in einer Schlucht zwischen dem Berggebiet des Barcis-Sees und Piancavallo in der friaulischen Provinz Pordenone entdeckt wurde, ist es zu einer Wende gekommen. Der mutmaßlicher Täter, ein Ex-Freund des Opfers, wurde nach 8 Tagen Flucht in Bad Dürrenberg (Sachsen-Anhalt), in der Nähe von Leipzig gefasst.

Der Anwalt, Emanuele Compagno, informierte die Familie des mutmaßlichen Täters, dessen Auto auch in Tirol und in Kärnten lokalisiert worden war. Der Mann wurde zuvor mit europäischem Haftbefehl wegen Mord gesucht.

Turetta in Sachsen-Anhalt verhaftet: Mit ausgeschaltetem Licht am Straßenrand

Filippo Turetta wurde „in seinem Auto auf der Autobahn A9 bei Bad Dürrenberg festgenommen“, bestätigte ein Sprecher der deutschen Polizei. „Die Festnahme erfolgte durch die Verkehrspolizei“, so der Sprecher weiter. Der 22-Jährige wurde in der Morgendämmerung festgenommen, als er mit ausgeschaltetem Licht am Straßenrand stand, obwohl nach deutschem Recht das Licht immer eingeschaltet sein muss. Deutsche Polizisten hielten für eine Kontrolle an und erkannten den jungen Mann und das von Interpol gemeldete Nummernschild.

Autopsie der Leiche von Giulia Cecchettin wohl bereits am Montag


Giulia Cecchettin wurde seit rund einer Woche vermisst. - Foto: © ANSA / INSTAGRAM



Die Autopsie, die voraussichtlich bereits am Montag stattfinden wird, wird zweifelsfrei Aufschluss über die Todesursache und den genauen Zeitpunkt des Verbrechens geben. Die Leiche von Giulia Cecchettin blieb selbst nach fast einer Woche im Wald erstaunlich unversehrt.

Giulia Cecchettin war bereits tot, als sie in die Schlucht gestoßen wurde

In der Gegend unweit des Sees wurde die Leiche gefunden. - Foto: © ANSA / Lorenzo Padovan



Giulia war bereits tot, als sie in Barcis in den Steilhang des Val Caltea gestoßen wurde. Davon sind die Ermittler aufgrund der Aussagen des Gerichtsmediziners Antonello Cirnelli überzeugt, der die äußere Untersuchung der Leiche im Auftrag der Staatsanwaltschaft von Pordenone durchgeführt hat. Die Stichwunden an Kopf und Hals waren mehrfach und sehr tief und wurden mit großer Gewalt zugefügt, wie die Tageszeitung La Repubblica berichtet. „Es scheint daher unmöglich, dass das Mädchen noch lebte, als der Ex-Freund die Leiche viele Stunden später in eine Schlucht, Hunderte von Kilometern vom Ort des Angriffs entfernt, geworfen hatte“, schreibt La Repubblica.

Ermittler vermuten, dass die Leiche der Studentin etwa 50 Meter tief in eine Schlucht hinunter gestoßen wurde. Die Frau sei mit mehreren Messerstichen am Hals getötet worden. Die Leiche wies außerdem zahlreiche Abwehrverletzungen an Händen und Armen auf.

Analyse des Computers von Turetta: Flucht in die Berge geplant?

Bei der Analyse des Computers des mutmaßlichen Täters wurde festgestellt, dass er im Internet nach Bergausrüstung sowie nach Routen, Karten und Wegen in Tirol gesucht hatte. Es ist nicht bekannt, wann diese Recherchen durchgeführt wurden, aber vieles deutete darauf hin, dass die Flucht in die Berge geplant war.

Deutscher Richter wird über die Auslieferung von Filippo Turetta entscheiden

Ein deutscher Richter wird den Europäischen Haftbefehl beurteilen und über die Auslieferung von Filippo Turetta entscheiden, der in Deutschland festgenommen wurde, wo seine Flucht endete. Der 22-Jährige muss sich wegen des Mordes an seiner Ex-Freundin Giulia Cecchettin verantworten.

Turetta saß noch in seinem Fiat Punto

Filippo Turetta saß noch am Steuer seines Wagens – eines schwarzen Fiat Punto – als er in Deutschland angehalten wurde. Laut Ermittlerkreisen war das Auto des Verdächtigten am Mittwoch in Lienz von einer Kennzeichenlesekamera für die Straßenkontrolle registriert worden. Auch in Kärnten soll der schwarze Punto gesichtet worden sein.

Über diese Route soll Filippo Turetta geflohen sein. - Foto: © ANSA / GOOGLE MAP

Gesucht wurde auch in Südtirol

Auch im Südtiroler Pustertal fand eine Suchaktion nach den beiden Ingenieurstudenten der Uni Padua statt. In den Wäldern, aber auch auf den Nebenstraßen des Hochpustertals lief die Suche nach dem Fiat Punto. Am Freitag wurde die Suche auf das Gemeindegebiet von Innichen und Toblach ausgeweitet.


Die Bergrettung der Finanzwache suchte in Sexten mit einem Hubschrauber die Gegend ab. - Foto: © ANSA / GDF

Das ist passiert

Der Student hatte seine Ex-Freundin am späten Samstag der vergangenen Woche in Vigonovo abgeholt. Die beiden wurden noch gegen 20.00 Uhr zusammen in einem Einkaufszentrum gesehen. Die Studentin schickte ihre letzte SMS um 22.43 Uhr an ihre Schwester, und das Handy ihres Ex-Freundes war zuletzt gegen 23.00 Uhr in der Gemeinde Fossó an der Riviera del Brenta ortbar - nicht weit vom Ort entfernt, an dem die junge Frau mit ihrer Familie lebte.

Giulia und Filippo waren vor 1,5 Jahren noch ein Paar. - Foto: © ANSA / Instagram / Giulia Cecchettin



Die beiden Studierenden waren 1,5 Jahre ein Paar gewesen, bevor sie sich im vergangenen Sommer trennten; der Kontakt zwischen beiden riss jedoch nie ganz ab. Beide Familien erstatteten am vergangenen Sonntag Vermisstenanzeige bei den Carabinieri.

Blumen vor dem Haus der Familie Cechettin. - Foto: © ANSA / Michele Galvan



Der tragische Tod der Studentin löste Bestürzung in Italien aus. Viele Menschen pilgerten zum Haus der jungen Frau in Vigonovo und hinterließen Blumen. Die Nachricht des Mordes sei herzzerreißend, so Premierministerin Giorgia Meloni auf ihren Sozialnetzwerken. „Ich habe den Fall mit Besorgnis verfolgt und bis zuletzt auf einen anderen Ausgang gehofft. Ich hoffe, dass bald volles Licht in dieses unfassbare Drama gebracht werden kann. Ruhe in Frieden“, schrieb Meloni. Davor hatte die Vorsitzende der oppositionellen Mitte-Links-Partei (PD), Elly Schlein, ihren Aufruf an Meloni erneuert, sich gemeinsam gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen.

ansa/dpa/jot

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