Mittwoch, 13. September 2023

Nals: „An einen so heftigen Hagelschlag kann sich hier niemand erinnern“

Ein lauter Donner kurz nach 21 Uhr gab gestern Abend das Startsignal für ein Hagelgewitter, das Nals und seine Nachbardörfer bisher nicht erlebt haben: „An so einen gewaltigen Hagelschlag kann sich hier niemand erinnern“, sagt Feuerwehrkommandant Christian Malpaga.

Große Schäden an den Obstanlagen: Über Nals und weiter Richtung Bozen hat sich am Dienstagabend eine Superzelle entladen.

Eine Superzelle nennen Meteorologen das, was gestern in einer knappen halben Stunde über das Etschtal gebraust ist: Tischtennisballgroße Hagelkörner schlugen alles nieder, was sie trafen. In diesem Sommer hat es bereits ähnliche Gewitter gegeben – etwa im Sarntal und im Eisacktal, wo selbst Dächer zu Bruch gingen. Und auch Nals war bereits Anfang Juli von einer Zelle gestreift worden; aber von einer derartigen Wucht war die Gegend bisher verschont geblieben.

Besonders problematisch: Niemand hatte mit dem Gewitter gerechnet und daher war auch niemand darauf vorbereitet.

An so einen gewaltigen Hagelschlag kann sich hier niemand erinnern.
Christian Malpaga, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Nals


Über dem Etschtal stand am Dienstagabend eine sogenannte Superzelle. „Im Unterschied zu normalen Gewittern sind Superzellen sehr energiereich und können relativ lange an Ort und Stelle verweilen“, erklärt Dieter Peterlin vom Landeswetterdienst. In nur 3 Stunden wurden rund 1700 Blitze registriert.



Von Sirmian und Pitzon über Nals bis nach Andrian und Bozen wütete das Unwetter. Auch in Tisens gab es Schäden. Überflutete Keller in der Andrianer Straße und im St.-Martin-Weg (ehemalige Prissianer Straße) und kleinere Muren in Sirmian und Pitzon hielten die Wehrmänner bis 1.15 Uhr auf Trab: „Uns sind irgendwann die Wassersauger ausgegangen, an so vielen Stellen mussten wir anrücken, um Keller und Wohnungen auszupumpen“, berichtet Malpaga. Die Kollegen aus Gargazon halfen aus. Auch Schachtdeckel wurden aus ihrer Verankerung gedrückt. „Die Vilpianer Straße mussten wir deshalb kurzzeitig sperren“, sagt Malpaga.

Hagelkörner so groß wie Tischtennisbälle gingen auf Nals nieder. - Foto: © Roswitha Mair



In die Tiefgarage unter dem Nalser Rathausplatz drängten gegen 21.30 Uhr alle Autofahrer, die gerade in der Nähe gewesen waren, um Schutz vor den Hagelsteinen zu suchen, die in 2 Wellen abgingen. Trotzdem gab es einige Schäden an Autos und Blechabdeckungen.

„Äpfel komplett zerrissen“

Von den Gärten in der Gegend ist nichts mehr übrig: Nicht nur Tomaten und Gemüsebeete sind zerstört, auch kleinere Äste an so manchem Baum knickten ein.

Schlimm schaut es aus, sehr schlimm: Auch Sirmian ist diesmal getroffen worden.
Hubert Luiprecht, Obmann Bauernbund-Ortsgruppe Nals


Nicht zu reden von der Landwirtschaft: Die Schäden zu beurteilen, dafür sei es noch zu früh, sagt Gabriel Sicher, Direktionsassistent des Hagelschutzkonsortiums. Die Apfel-Frühsorten sind bereits geerntet, an den Spätsorten sind aber erhebliche Ausfälle zu befürchten. Gleiches gilt für den Wein. In Tisens sind einige Anlagen nun bereits zum dritten Mal vom Hagel getroffen worden. Wo es keine Netze gibt, ist mit einem Totalausfall zu rechnen, aber auch die Randreihen der eingenetzten Anlagen sind schwer getroffen.

Der Obmann der Nalser Ortsgruppe im Bauernbund, Hubert Luiprecht, zeigt die Schäden an den Äpfeln.



Der Nalser Ortsobmann im Bauernbund, Hubert Luiprecht, sagt: „Schlimm schaut es aus, sehr schlimm. Schon Anfang Juli hatten wir Schäden, aber jetzt, wo die Reife fortgeschritten ist, sind die Äpfel noch viel empfindlicher.“ Teilweise habe es die Früchte in der Mitte auseinandergerissen. „Bei der Sorte Golden sind wir mitten in der Ernte.“



Bei einigen Bauern standen deshalb auch volle Ladungen in den Wiesen – ungeschützt: „Da ist 30 Zentimeter weit in der Kiste alles nur noch Matsch“, weiß Luiprecht.

Hagelschäden in Nals



Bis Bozen zog das Hagelgewitter gestern Abend weiter. Die Nalser Nachbargemeinde Lana blieb hingegen verschont.

kn

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