Donnerstag, 6. Juli 2023

Der Tag nach dem Unwetter: „Ohne Netz 100 Prozent Schaden“

„So einen Hagelschlag erlebt man nicht alle Jahre“, sagt Manuel Santer, Obmann des Beratungsringes für Obst- und Weinbau, der am Donnerstagmorgen zu einem Ortstermin in den Tisner Obstanlagen war. Bauern, die ihre Bäume nicht mit Hagelnetzen geschützt haben, müssen mit einem Totalausfall der Ernte rechnen. „Und auch unter den Netzen gibt es Schäden“, weiß Santer. Das Ausmaß sei noch gar nicht abzusehen.

Noch am Donnerstag hängt der Hagel vom Vortag schwer in den Netzen über den Apfelanlagen. - Video: stol

Von:
Katrin Niedermair
Vom Gampenpass bis ins Sarntal ist am Mittwochabend ein heftiges Gewitter mit Sturm und Hagelschlag gezogen. Kaum eine Stunde hat es gedauert, die Schäden, die es angerichtet hat, sind groß. (STOL hat berichtet.) Nicht nur überflutete Keller und Garagen, auch an den Obstanlagen in der Gegend hat das Unwetter seine Spuren hinterlassen.

„In Tisens schaut es dramatisch aus“, sagt Beratungsring-Obmann Manuel Santer. Er war am Donnerstagmorgen selbst dort. „Noch immer liegt der Hagel in den Wiesen und auf den Netzen.“ Die Schäden an den Anlagen auf dem Hochplateau seien „massiv“.

Hagel liegt noch am Donnerstagmorgen in Anlagen bei Prissian. Im Hintergrund: Das Salus Center. - Foto: © Manuel Santer



„Eine Anlage ist umgekippt, weil sie der Last der Hagelkörner nicht standhalten konnte. Unter den Netzen gibt es Streuschäden“, verdeutlicht er – der Wind habe den Hagel sogar gegen Früchte unter den Schutznetzen getrieben. Netze seien unter der Last gerissen, die Wucht des Sturms habe die Nahtstellen zwischen einzelnen Netzteilen auseinandergedrückt.

Ich habe in den Anlagen ohne Hagelnetz keinen guten Apfel mehr gefunden. An den Reben ist kaum noch Laub.
Manuel Santer, Obmann des Beratungsringes für Obst- und Weinbau


Für viele der Tisner Bauern ist die Lage ernst: „Die meisten haben ihre Wiesen nur in dem Gebiet oder noch ein paar im Tal bei Nals, das von den Ausläufern des Unwetters ebenfalls getroffen wurde“, erklärt Santer. Für die Gegend um Naraun ist es sogar schon der zweite Hagelschlag in dieser Saison. „Wo keine Netze sind, gibt es praktisch einen Totalausfall. 100 Prozent Schaden“, schätzt Santer. „Ich habe jedenfalls keinen guten Apfel mehr gefunden. An den Reben ist kaum noch Laub.“

Auch die Reben haben schwere Schäden erlitten. - Foto: © Manuel Santer



Wer keine Netze installiert hat, ist zwar in der Regel versichert – „das ist besser als nichts; aber den Ausfall gleicht das nicht aus“, weiß der Obmann. „Nicht jede Versicherung deckt gleich viel ab, es gibt einen Selbstbehalt – und auch die Versicherungssumme ist individuell. Wie viel der Bauer für das Tafelobst bekommen hätte, weiß er erst, wenn die Ernte eingebracht und verkauft ist.“

In den nächsten Tagen wird sich das Ausmaß der Schäden am Obst erst richtig zeigen. - Foto: © Manuel Santer



Das ganze Ausmaß werde sich erst in 2 oder 3 Tagen zeigen, sagt Santer. „Die offenen Stellen in den Äpfeln sieht man erst dann richtig, wenn die Sonne darauf scheint. Dan fangen die Äpfel an, am Baum zu faulen, dann fallen sie ab.“

Das Unwetter jedenfalls wird allen noch lange in Erinnerung bleiben. „50, 60 Liter Regen pro Quadratmeter, das kann kein Kanal schlucken. Entsprechend sieht es in den Wiesen aus. Dazu Wind und Hagel: Diese Intensität war schon außergewöhnlich“, sagt Santer.

Alle Bilder sehen Sie in unserer Fotogalerie.



Sehen Sie hier ein Video aus Tisens vom gestrigen Unwetter:


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