Freitag, 20. Oktober 2023

Nordtirol: Sturm sorgt für Windspitzen mit fast 200 Kilometern pro Stunde

Stürmischer Südföhn hat am Freitag am Nordtiroler Patscherkofel für Windspitzen bis fast 200 Kilometern pro Stunde gesorgt: 197 km/h ist der vierthöchste Wert überhaupt hier seit Wind-Messbeginn 1977. Orkanböen gibt es auch auf Südtirols Bergen. In Teilen des Bundeslandes Tirols herrscht Warnstufe „Rot“.

Eines der stärksten Föhnereignisse der vergangenen Jahre. - Foto: © APA/dpa / Thomas Warnack

Für das hintere Zillertal gab Geosphere Austria die höchste Warnstufe „Rot“ aus, teils galt weiter „Orange“. Bäume knickten um und Dächer waren abgedeckt. 171 km/h wurden in den Hohen Tauern bei der Rudolfshütte in Salzburg gemessen, 150 km/h beim Semmering in Niederösterreich.

Geosphere berichtete am Freitag, dass es auf vielen Bergen orkanartige Böen über 120 km/h, teils auch deutlich über 150 km/h gab. In den Tälern sind verbreitet 60 bis 80 km/h zu erwarten, stellenweise auch bei 100 km/h und darüber. Speziell in den klassischen Föhnschneisen waren über 100 km/h möglich, zum Beispiel vom Wipptal in Nordirol bis zu den Tälern der östlichen Tauern, wie dem Gasteinertal in Salzburg.

Über 100 km/h gab es in den Tallagen mit 124 km/h Schmirn in Tirol, einem Seitental von Wipptal, 118 km/h Kolm Saigurn am Fuße des Sonnblicks in Salzburg, 104 km/h Achenkirch (Tirol) wie auch im Salzburger Abtenau.

In der Zillertaler Hauptkammregion im hinteren Zillertal in Tirol wurden Sturmböen von 100 bis 130 km/h erwartet, teilte Geosphere Austria mit. Auf den Bergen sei mit Orkanstärke mit bis zu 180 km/h zu rechnen, hieß es. Deshalb wurde Warnstufe „Rot“ ausgegeben. Der Höhepunkt sollte auch hier bis zum Nachmittag erreicht sein. Das Land Tirol mahnte die Bevölkerung in einer Aussendung, die Warnung ernst zu nehmen und das Verhalten entsprechend anzupassen.

Orkanböen auch in Südtirol

Heftige Winde und Unwetter haben am heutigen Freitag auch zu Feuerwehreinsätzen in Südtirol geführt: Im Passeiertal mussten die Feuerwehren wegen abgebrochene Äste und umgefallener Bäume ausrücken. Zudem kam es im Passeiertal zu starken Regefällen: Wie Landesmeteorologe Dieter Peterlin berichtet, wurden in Platt um kurz nach 16 Uhr bereits 160 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Auch Windgeschwindigkeiten über 100 Kilometer pro Stunde sind heute in Südtirol keine Seltenheit: 150 km/h wurden an der Elferspitze gemessen, Orkanböen mit 139 km/h am Jaufenkamm.

Im Vinschgau, Wipptal und im Schlerngebiet sorgt kräftiger Südwind immer wieder für orkanartige Böen.

Verkehrsbehinderungen in Nordtirol

Der Föhn hatte in Nordtirol auch Verkehrsbehinderungen zur Folge. Die Brennerbahnstrecke wurde am Vormittag wegen Bäumen, die auf die Oberleitung gestürzt waren, gesperrt. Für den Regionalverkehr bis zum Brenner wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Laut ÖBB-Streckeninfo waren im Fernverkehr zwischen Steinach am Brenner und Bozen bis voraussichtlich 18 Uhr keine Fahrten möglich.

Wie es seitens der Leitstelle Tirol zur APA hieß, wurden bis zum frühen Nachmittag rund 100 wetterbedingte Einsätze verzeichnet, besonders zwischen Innsbruck und Jenbach sowie im Wipptal. Hauptgrund für die Einsätze waren umgestürzte Bäume, die auch kurzzeitige Straßensperren zur Folge hatten. So war etwa die Kasbachstraße zwischen Jenbach und Achensee gesperrt. Auch das Stromversorgungsnetz war beeinträchtigt. Laut Tinetz waren am frühen Nachmittag rund 2.700 Netzkunden ohne Strom.

Der kräftige Föhn hielt am Vormittag auch die Einsatzkräfte in Vorarlberg auf Trab. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete bis zum Nachmittag 90 Einsätze, die sich vor allem auf den Großraum Feldkirch konzentrierten. Die Einsatzkräfte entfernten umgeknickte Bäume von Straßen und Stromleitungen, Dächer wurden abgedeckt. In Rankweil (Bez. Feldkirch) musste laut Medien eine Waldkindergarten-Gruppe in Sicherheit gebracht werden, weil neben dem Kindergarten ein Baum umstürzte. Die Gruppe blieb unversehrt. Auch aus Salzburg und Kärnten wurden Feuerwehreinsätze gemeldet.

In Dornbirn waren laut der Vorarlberger Energienetze GmbH 15.000 Haushalte kurzzeitig ohne Strom, ebenso rund 70 Kunden in Schoppernau (Bregenzerwald) und Satteins (Bez. Feldkirch). Stromausfälle gab es auch in Kärnten. Laut Kelag waren 3.000 bis 4.000 Haushalte betroffen im Mölltal, im oberen Drautal, im Rosental und in den Nockbergen. Sperren wegen umgestürzter Bäume gab es laut ÖAMTC unter anderem auf der Großglockner Hochalpenstraße (B107), der Katschberg Straße (B99) und Wurzenpass Straße (B109) zur slowenischen Grenze. Entspannung wurde erst in der Nacht auf Samstag erwartet.

Zu Behinderungen kam es außerdem im Zugverkehr. In Vorarlberg wurde die Bahnstrecke Feldkirch - Buchs unterbrochen, als Bäume auf die Oberleitung stürzten. Unwetterbedingt war auch die Strecke Bregenz-Lauterach blockiert, ebenso in Tirol die Brennerstrecke bei Steinach. Die Arbeiten werden bis in den Nachmittag hinein dauern, so ein ÖBB-Sprecher zu Mittag. Für die betroffenen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Bis zum Abflauen des Föhnwinds müssten Fahrgäste jederzeit mit weiteren Störungen rechnen.

Der Föhn wurde am Freitag im Laufe des Tages stärker, erreichte am Nachmittag seinen Höhepunkt und sollte am Abend dann allmählich schwächer werden. Laut Geosphere handelt es sich um eines der stärksten Föhnereignisse der vergangenen Jahre.

apa/stol

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