Samstag, 13. April 2024

Iran greift Israel mit 200 Drohnen und Raketen an

Der Iran hat in der Nacht auf Sonntag erstmals Israel direkt angegriffen. Rund 200 Drohnen und Raketen wurden laut der israelischen Armee auf das Land abgefeuert. Viele Flugkörper wurden nach Medienberichten von Israels Raketenabwehr und US-Streitkräften abgefangen. Zeitgleich gab es auch Angriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz und der jemenitischen Houthi-Rebellen. Größere Schäden gab es nicht. Noch in der Nacht gab der israelische Heimatschutz Entwarnung.

Explosionen über Jerusalem. - Foto: © APA/AFPTV / -

Unter den vom Iran auf Israels abgefeuerten Geschoßen seien Dutzende Boden-Boden-Raketen, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht auf Sonntag. „Die große Mehrheit der Raketen wurde von unserer Raketenabwehr noch außerhalb der Grenzen Israels abgefangen.“ Nur eine kleine Anzahl von Raketen sei auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Dabei sei ein Mädchen verletzt worden. Außerdem wurde Hagari zufolge eine Militärbasis im Süden des Landes getroffen und leicht beschädigt.

Israelische Kampfflugzeuge hätten mehr als zehn iranische Marschflugkörper außerhalb des israelischen Staatsgebiets abgefangen, erklärte der Militärsprecher. Dutzende unbemannte Flugkörper seien ebenfalls außerhalb von Israel gestoppt worden. „Das Ereignis ist noch nicht vorbei“, sagte Hagari. Es würden noch Drohnen abgefangen, auch Raketenangriffe seien weiterhin möglich. Dutzende Flugzeuge seien noch in der Luft. Die Armee unternehme alles Notwendige, um die Bürger Israels zu schützen.

Kurze Zeit später teilte der israelische Heimatschutz jedoch mit, dass sich die Einwohner im Norden und Süden des Landes nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten müssen. Ob dies das Ende des Angriffs signalisierte, war zunächst unklar.

US-Streitkräfte fingen nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington „Dutzende“ iranische Geschoße auf dem Weg nach Israel ab. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigten drei Regierungsvertreter Medienberichte, die vom Pentagon nicht offiziell kommentiert wurden. Die „New York Times“ zitierte einen Beamten des Verteidigungsministeriums mit den Worten: „In Übereinstimmung mit unserer eisernen Verpflichtung gegenüber Israels Sicherheit schießen die US-Streitkräfte in der Region weiterhin iranische Drohnen ab, die auf Israel gerichtet sind.“

US-Präsident Joe Biden telefonierte in der Nacht auf Sonntag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, zog Biden dabei eine „rote Linie“. Demnach würden sich die USA an keinen offensiven Militäraktionen gegen den Iran beteiligen, hieß es. Laut dem US-Sender NBC hatte Biden die Befürchtung geäußerte, von Netanyahu in den Konflikt hineingezogen zu werden. Dieser hatte in der Nacht sein Kriegskabinett zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen. In einer Fernsehansprache betonte er: „Wir haben ein klares Prinzip: Wer uns schadet, dem schaden wir auch.“ Verteidigungsminister Yoav Gallant hatte wiederholt betont, dass ein direkter Angriff des Iran „eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern“ werde. Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, dass es eine „bedeutende Antwort“ auf den Angriff geben werde.

Die USA unterhalten und nutzen seit Jahrzehnten Stützpunkte im Nahen Osten. Nach Pentagon-Angaben sind im Irak rund 2.400 US-Soldaten im Einsatz. In Syrien sind es demnach etwa 700, in Jordanien rund 4.000. Am Freitag hatte das Pentagon angekündigt, die Militärpräsenz und den Schutz der Truppen in der Region zu verstärken. Der Iran hat die USA aufgefordert, sich aus dem Konflikt heraushalten.

Der Iran stellte den Angriff auf Israel als angemessene Reaktion für die Attacke auf seine Botschaft in Syrien dar und warnte Israel vor einem erneuten Gegenschlag. „Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) in New York auf der Plattform X mit. Die USA wiederum müssten sich aus dem Konflikt heraushalten, wurde in der Botschaft betont.

Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff auf Israel führten auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Houthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele. Die mit dem Iran verbündete Hisbollah teilte in der Nacht auf Sonntag mit, sie habe einen israelischen Armee-Stützpunkt auf den von Israel besetzten Golanhöhen mit „dutzenden Raketen von Typ Katjuscha“ angegriffen.

Die auf maritime Sicherheit spezialisierte Firma Ambrey erklärte unterdessen, die Houthi-Rebellen hätten „in Abstimmung mit dem Iran“ Drohnen in Richtung Israel abgefeuert. Mögliche Ziele seien Häfen, teilte das Unternehmen mit. Es warnte vor „Kollateralschäden“ für die Schifffahrt. Im Kibbutz Snir im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon wurden in der Nacht die Alarmsirenen ausgelöst, wie die israelische Armee mitteilte.

Auch aus dem kurdischen Nordirak wurden Explosionen gemeldet. Augenzeugen und kurdischen Medien zufolge gingen in der Nacht zum Sonntag rund 20 Raketen in der Provinz Erbil nieder, wo unter anderem ein US-Konsulat und eine US-Militärbasis liegen. An dem Konsulat seien Warnsirenen zu hören gewesen. Der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurde auch in Syrien, das mit dem Iran verbündet ist, die Luftabwehr aktiviert.

Unmittelbarer Anlass für die jüngste Eskalation ist ein mutmaßlicher israelischer Luftangriff auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Bei dem Angriff am 1. April wurden unter anderem zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet.

International wurde der iranische Angriff scharf verurteilt, unter anderem von Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP). UNO-Generalsekretär António Guterres äußerte die Furcht vor einer katastrophalen Zuspitzung im Nahost-Konflikt. Auf Ersuchen Israels sollte der UNO-Sicherheitsrat am Sonntagnachmittag (16 Uhr Ortszeit, 22 Uhr MESZ) zu einer Sitzung zusammenkommen.

apa

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