Samstag, 5. August 2023

Wahl 2023: Wie wird die Liste von Thomas Widmann abschneiden?

Es ist sicher eine der spannendsten Fragen bei der Wahl des Landtags im Oktober: Wie wird die neue Partei von Thomas Widmann abschneiden? Ist sie im künftigen Landtag vertreten, und wenn Ja: mit wie vielen Abgeordneten? Und bei wem könnte sich der langjährige Landesrat und frühere Landtagspräsident die Stimmen holen? Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE liefert Antworten.

Er will bei den Landtagswahlen im Oktober ein ordentliches Wort mitreden: Thomas Widmann mit seiner neuen Liste. Wird es dem erfahrenen langjährigen SVP-Mandatar gelingen? - Foto: © Rosario Multari

Von:
Isabelle Hansen
Wie die wissenschaftlich fundierte Umfrage zeigt, könnte die Widmann-Kandidatur vor allem seiner früheren Partei SVP Stimmenverluste einbrocken. Aber auch mehrere Oppositionsparteien müssen sich warm anziehen.

Thomas Widmann kann bei den Landtagswahlen mit bis zu 16 Prozent Wählerstimmen rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt das INSA-Meinungsforschungsinstitut in seiner Umfrage. 5 Prozent Wählerstimmen dürften ihm „sicher“ sein, 11 Prozent der Befragten gaben an, ihn vielleicht zu wählen.

Zum Zeitpunkt der Umfrage ( 20. Juni bis 25. Juli) stand eine eigene Widmann-Liste bereits im Raum, seine Entscheidung bekannt gegeben hatte Thomas Widmann allerdings noch nicht. Daher lautete die Frage: „Wie würde sich Ihr Wahlverhalten ändern, wenn eine von Thomas Widmann unterstützte Liste antreten würde?“

Und darauf haben 5 Prozent der Befragten geantwortet, in diesem Fall würden sie sicher die Widmann-Liste wählen; 11 Prozent antworteten mit „vielleicht“ und 73 Prozent gaben an, die Liste würde ihr Wahlverhalten nicht verändern. 9 Prozent konnten und 2 Prozent wollten dazu keine Angabe machen.
Dabei sind sich mehr Männer als Frauen sicher, dass sie Widmann wählen. Aber deutlich mehr Frauen als Männer antworteten mit „vielleicht“, aber auch mit „weiß nicht“. Interessant ist dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass Widmann gestern für die Listenplätze 3 und 4 gleich 2 Frauen präsentiert hat, beide mit SVP-Hintergrund.

Minus 4,5 Prozent für die SVP?

Besonders spannend ist ein Blick auf die Verteilung nach Parteipräferenz: 12 Prozent der SVP-Wähler – und damit so viele wie bei keiner anderen Partei – geben einen sicheren Wechsel zur Widmann-Liste an. Weitere 11 Prozent antworten mit „vielleicht“, knapp 70 Prozent der SVP-Wähler beeinflusst die Liste in ihrer Wahlentscheidung hingegen nicht.

Umgerechnet auf Prozentpunkte dürfte die SVP laut den Ergebnissen der Umfrage durch die „sicheren Widmann-Wähler“ 4,5 Prozentpunkte einbüßen. „Vielleicht“-Wähler könnten der SVP bis zu weitere 4 Prozentpunkte kosten. Zur Erinnerung: Bei der Sonntagsfrage hatten 37 Prozent der Wahlberechtigten die SVP genannt. Als sicher sieht die Umfrage davon 28 Prozentpunkte.

Beeinflussen lassen sich von der Widmann-Liste auch die Wähler des Team K: Sie könnten zwischen „sicher“ und „vielleicht“ bis zu einem Fünftel ihrer Wähler an Widmann verlieren. Die Freiheitlichen verlieren laut den Ergebnissen der Umfrage „sicher“ 4 Prozent ihrer Wähler an Widmann und weitere 13 Prozent „vielleicht“. Sie könnten damit bis zu 1,5 Prozentpunkte an den EX-SVP-Landesrat abtreten müssen. Ähnlich sehen dies die Wähler der Südtiroler Freiheit, die sogar zu 8 Prozent angeben, sicher zu wechseln. Und zu weiteren 9 Prozent damit liebäugeln (zusammen minus 1,2 Prozentpunkte).

Wenig Chancen bei den Grünen

So gut wie ungerührt reagieren hingegen die Wähler der Grünen. Von ihnen gewinnt Widmann „sicher“ keinen Blumentopf. Und auch beim „vielleicht“ kommt Widmann im Grünen Teich nur auf 6 Prozent deren Wähler und damit maximal auf 0,7 Prozentpunkte. Mittlerweile steht aber nicht nur fest, dass Widmann nicht nur mit einer eigenen Liste antritt, sondern auch schon 3 seiner Mitstreiter sind bekannt. Und da findet sich gleich hinter dem Spitzenkandidaten auf Platz 2 der ehemalige Bürgermeister von St. Ulrich, der Ladiner Ewald Moroder. Moroder gilt als sehr beliebt und könnte die ladinische Wahlentscheidung zugunsten der Widmann-Liste beeinflussen. Zur Erinnerung: Bei der Sonntagsfrage hatten 23 Prozent der Ladiner SVP angegeben, 27 die Freiheitlichen und 8 Prozent die Südtiroler Freiheit.

Italiener auf der Liste

Und ein weiterer Aspekt aus der Analyse der Sonntagsfrage scheint in diesem Zusammenhang interessant werden zu können: Von den italienischsprachigen Südtirolern gaben (noch ohne die Widmann-Liste als Auswahl) 11 Prozent an, sie würden die SVP wählen. Nun tut sich die „Mutterpartei“ trotz immer wieder auftauchender Diskussionen mit einer Öffnung zur italienischsprachigen Südtiroler Bevölkerung schwer. Wählerstimmen nimmt man gern, einen Italiener auf der Liste jedoch nicht. Widmann hingegen hat bereits durchblicken lassen, dass für ihn ein Italiener/eine Italienerin auf der Liste nicht nur kein Problem, sondern sogar willkommen ist, „wenn dieser/diese zu Südtirol und zu unserer Autonomie steht“.

Dass sich also auf den restlichen Plätzen auf der Widmann-Liste auch eine Person italienischer Muttersprache finden könnte, scheint wahrscheinlich. Und damit könnte die Widmann-Liste für SVP-affine Italiener ebenfalls eine stimmige Alternative sein. Übrigens ist auch für Wähler italienischer Parteien (noch ohne „italienischen“ Kandidaten auf der Liste) Widmann eine Option. So gibt nur rund die Hälfte der Lega-Wähler an, ihre Wahlentscheidung nicht zu verändern. 6 Prozent wollen sicher Widmann wählen und sogar 30 Prozent „vielleicht“ (zusammen 2,5 Prozentpunkte).



DIE UMFRAGE

An der im Auftrag der „Dolomiten“ durch das Erfurter Meinungsforschungsinstitut „INSA-CONSULERE“ durchgeführten Umfrage haben 1000 Personen aus Südtirol ab 18 Jahren teilgenommen; sie ist damit für Südtirol repräsentativ. Die Umfrage wurde zwischen 20. Juni und 25. Juli diesen Jahres durchgeführt, und zwar als sogenannte Modus-Mixta-Befragung, also telefonisch und online.

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