Donnerstag, 25. Januar 2024

Haselsteiner zu Signa-Pleite: Wie konnte mir das passieren?

Hans Peter Haselsteiner, wichtiger Gesellschafter der strauchelnden österreichischen Signa-Gruppe, sieht sich selbst und die anderen Aktionäre als die größten Verlierer der Signa-Pleite. „Eine breite Schädigung von Gläubigern findet nicht statt“, sagte der Unternehmer am Mittwochabend in der ORF-Nachrichtensendung „ZiB 2“.

Hans Peter Haselsteiner: „ „Wenn die Sanierung gelingt, glaube ich, werden die Gläubiger sehr bescheidene Verluste hinnehmen müssen.“ - Foto: © APA/FLORIAN WIESER / FLORIAN WIESER

Die Pleite sei für ihn „eine bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht“, so Haselsteiner. Er frage sich oft: „Wie konnte mir das passieren?“
Haselsteiner ist an der Signa Holding mit 15 Prozent beteiligt und damit einer der größten Aktionäre. An der Immobilienentwicklungsfirma Signa Development hält er 9 Prozent.

Die Ursachen für die Pleite sieht Haselsteiner vor allem in externen Faktoren. „Die Immobilienbranche ist abhängig von der Finanzierung, und die Zinslandschaft hat sich so radikal und in so kurzer Zeit geändert, dass es schwierig war, in dieser Zeit umzustellen.“ Der Krieg, der Energieschock, die Inflation und die Zinsen seien weitere Gründe für den Niedergang der Signa gewesen.

Haselsteiner will 25 Millionen Euro zuschießen

Ein Fehler sei es gewesen, „dass man zu lange an der Hoffnung vom frischen Kapital im nennenswerten Umfang festgehalten hat“. Er selbst sei grundsätzlich bereit, der Signa Development bis zu 25 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Es komme nun darauf an, ob die Gläubigerversammlung dieses Angebot annehmen werde. Dann werde man den Schaden minimieren können.
Bei der Signa Prime, zu der auch das Bozner Projekt Waltherpark und die Signa Italia gehören, hat Haselsteiner keine Beteiligung. Daher werde er dort kein Kapital zuschießen, sagte er.

Hoffnung für viele Gläubiger?

Viele Gläubiger der insolventen Unternehmensteile der Signa-Gruppe könnten laut Haselsteiner mit einem blauen Auge davonkommen. „Wenn die Sanierung gelingt,(...), glaube ich, werden die Gläubiger sehr bescheidene Verluste hinnehmen müssen.“
Die Verlierer der Pleite seien die Investoren und einige große institutionelle Kreditgeber bzw. Fonds, „auch die werden Federn lassen müssen“. Die Banken seien vergleichsweise weniger betroffen „und sonst wird es kaum Geschädigte geben“.

Immobilien bestmöglich verkaufen

Im Augenblick gehe es darum, die zahlreichen wertvollen Immobilien so gut wie möglich zu verkaufen. „Wir wollen einfach nicht, dass man Schnäppchenjäger und Aasgeier jetzt hinlässt“, sagte Haselsteiner. Angestrebt werde ein ordnungsgemäßer Verwertungsprozess, um die Erlöse zu optimieren und den Schaden zu minimieren. Dabei sei klar: „Es ist immer ein Schaden, der minimiert wird, und nicht eine Rettung der Firma im Sinne des Wortes.“

„Ich glaube, Benko ist desperat“

Der Nordtiroler Investor und Signa-Gründer René Benko selbst habe einen Großteil seines Vermögens verloren. Auch wenn Benko offiziell schon vor Jahren aus den Führungsgremien der Signa ausgeschieden sei, trage aus seiner Sicht der 46-Jährige die volle Verantwortung für die Entwicklung. Benko sei der faktische Geschäftsführer gewesen, sagte Haselsteiner weiter. „Er hat nun mal die Zügel in der Hand gehabt.“
Auf die Frage, wie es dem aus der Öffentlichkeit verschwundenen Investor gehe, sagte Haselsteiner: „Ich glaube, er ist desperat und er kämpft natürlich um eine Haltung.“

Signas große Schwäche

Dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden, glaubt Haselsteiner nicht. „Die Signa hat bis zur Insolvenz keine einzige Immobilie unter dem Buchwert verkauft.“ Möglicherweise sei sie aber zu schnell gewachsen. Ihre große Schwäche sei der Handel gewesen, das habe Reserven verzehrt. Dass Bilanzen immer verspätet gelegt wurden, ist für Haselsteiner „kein großes Vergehen“.

Die wichtigsten Teile der von Benko gegründeten Signa-Gruppe hatten in den vergangenen Wochen Insolvenz angemeldet. Vor allem die Zinswende hatte dem mit hohen Krediten arbeitenden Unternehmen zugesetzt und schließlich eine spektakuläre Abwärtsspirale ausgelöst.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema.

apa/dpa

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