Donnerstag, 11. Januar 2024

Immer mehr Akademiker kehren nicht nach Südtirol zurück

Südtirol ade, heißt es bei vielen Studierenden im Ausland: Der „Brain-Drain“ – die sogenannte Talentabwanderung – verstärkt sich. Wie aus den neuen Ausgaben von Arbeitsmarkt-News zu entnehmen ist, wandern zunehmend Absolventen deutschsprachiger Gymnasien ab.

Die jüngsten Daten des Arbeitsmarktservices zeigen: Immer mehr Talente verlassen Südtirol. Dieses Phänomen nennt man auch „Brain-Drain“. - Foto: © Shutterstock / shutterstock

In den jüngsten Ausgaben der „Arbeitsmarkt-News“ des Landes wird besonders auf die Maturanten und Maturantinnen geblickt. Untersucht wurde die berufliche Position 10 Jahre nach der Matura der Absolventen der Jahre 2005 bis 2012.

Die Ergebnisse zeigen: „Über alle Oberschulen hinweg treten 40 Prozent innerhalb der ersten 6 Monate nach der Matura in den Arbeitsmarkt ein. Für 60 Prozent ist die Matura eine Zwischenstation auf dem Bildungsweg“, sagt Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservices.

Wie groß der Anteil der Absolventen ist, die ein halbes Jahr nach der Matura auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben, unterscheidet sich stark nach der besuchten Schule: 15 Prozent der Maturanten der Gymnasien sind ein halbes Jahr nach ihrem Matura-Abschluss in Südtirol erwerbstätig, bei den Fachoberschulen mit wirtschaftlicher, technischer oder landwirtschaftlicher Ausrichtung fast 3 Mal so viele.

Brain-Drain verstärkt sich

Was die Daten des Arbeitsmarktservices noch zeigen: Das Phänomen „Brain-Drain“, die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Land, verstärkt sich: 10 Jahre nach der Matura haben 16 Prozent Südtirol verlassen.

„Betrachtet man die Matura-Jahrgänge 2005 bis 2012 aller Schultypen, haben 10 Jahre nach der Matura 14 Prozent Südtirol in Richtung Ausland verlassen, 2 Prozent wanderten in italienische Regionen ab. Bei allen untersuchten Schultypen zeigt sich ein verstärkter Trend zur Abwanderung“, erklärt Luther.

Gerade Absolventen der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache kehren Südtirol den Rücken. Auch die Art der maturaführenden Schule spiele eine wichtige Rolle: So wanderten Maturanten von technischen, wirtschaftlichen und vor allem landwirtschaftlichen Fachoberschulen deutlich weniger ab als jene von Gymnasien.

Wir haben auch Hinweise darauf, dass junge Erwachsene, die bereits in Südtirol erwerbstätig waren, vor allem in die deutschsprachigen Nachbarregionen abwandern
Stefan Luther


Zwar sei „Brain Drain“ kein neues Phänomen, sondern seit mehr als 25 Jahren zu beobachten, doch nun weite sich die Abwanderung auch auf Nicht-Studierende aus, warnt der Chef des Arbeitsmarktservices.

„Es bleiben nicht nur Studierende an ihren Studienorten außerhalb Südtirols hängen. Wir haben auch Hinweise darauf, dass junge Erwachsene, die bereits in Südtirol erwerbstätig waren, vor allem in die deutschsprachigen Nachbarregionen abwandern“, zeigt sich Luther besogt.

Weiter in Attraktivität des Arbeitsmarktes investieren

Arbeits- und Bildungslandesrat Philipp Achammer verweist auf die enge Beziehung zwischen Schul- und Berufswahl: „Die Analyse zeigt den engen Zusammenhang zwischen Schulwahl und Berufseinstieg. Gerade deshalb ist es wichtig, Jugendliche und Eltern frühzeitig zu informieren und praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt zu erleichtern.“

Als problematisch wertet der Landesrat die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus Südtirol. Gut ausgebildete junge Menschen seien nicht nur in Südtirol begehrt. Daher gelte es die Anstrengungen zu intensivieren, den heimischen Arbeitsmarkt attraktiv zu gestalten, sagt der Landesrat.

lpa/ber

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