Sonntag, 18. Juni 2023

Taiwan will enge Beziehungen zur EU im Gegenzug für IT-Investitionen

Taiwan wünscht sich von den europäischen Ländern engere Beziehungen im Gegenzug für Investitionen in die Halbleiterproduktion. Das sagte Außenminister Joseph Wu bei seinem Besuch in Europa. Auslandsinvestitionen von Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp (TSMC) , dem weltgrößten Auftragsfertiger von Chips, müssen von der Regierung genehmigt werden. Das gilt auch für eine mögliche Fabrik in Deutschland, wo Dresden als Standort gehandelt wird.

Außenminister von Taiwan, Joseph Wu, hofft engere Beziehungen zu Europa aufzubauen. Taiwan unterhält bisher mit Ausnahme des Vatikans keine formellen diplomatischen Beziehungen zu einem europäischen Land. - Foto: © ANSA / MARTIN DIVISEK

Taiwan werde Investitionen in Europa zwar nicht blockieren, sagte Taiwans Außenminister Joseph Wu. Es sei schließlich eine Entscheidung des Unternehmens, ob ein Projekt rentabel sei. Aber es sei eine „philosophische Frage“, dass ein Land, welches taiwanische Hilfe wolle, breitere Beziehungen anstreben müsse. „Das ist etwas, worüber wir nachdenken sollten“, sagte der Minister.

Der Außenminister bat darum, das europäische Land, in dem er sich äußerte, wegen der Sensibilität seiner Reise nicht zu nennen. China beansprucht das demokratisch regierte Taiwan als eigenes Territorium – eine Position, die die Regierung in Taipeh entschieden bestreitet. Taiwan unterhält mit Ausnahme des Vatikans keine formellen diplomatischen Beziehungen zu einem europäischen Land. China warnte Europa im Vorfeld von Wus Besuch vor offiziellen Kontakten.

Wu sagte, Staats- und Regierungschefs der EU hätten sich deutlicher als zuvor für den Frieden in der Straße von Taiwan ausgesprochen, der Wasserstraße zwischen China und Taiwan. Das treffe auch für den Erhalt des Status quo zu. Die EU solle eine engere Zusammenarbeit mit Taiwan in Erwägung ziehen, etwa ein bilaterales Investitionsabkommen.

EU will Halbleiterbranche in Europa stärken

Die Europäische Union hatte Taiwan 2015 auf die Liste der Länder gesetzt, die für ein gegenseitiges Investitionsabkommen (BIA) in Frage kommen. Allerdings hatte es seither keine Gespräche dazu gegeben. Taiwan ist zwar Mitglied der Welthandelsorganisation WTO, aber wegen seiner besonderen politischen Position von den meisten internationalen Abkommen ausgeschlossen. „Wir hoffen, dass wir damit weitermachen können und dass wir die EU-Führung davon überzeugen können, positiv darüber zu denken“, sagte Wu.

Mit milliardenschweren Subventionen versucht die EU, die Halbleiterbranche in Europa zu stärken. Sie strebt an, den Anteil am Weltmarkt auf 20 Prozent zu verdoppeln. Dabei ist auch ein Werk von TSMC in Dresden im Gespräch. Verwaltungsratschef Mark Liu sagte zuletzt, er habe dabei ein gutes Gefühl. Derzeit drehten sich die Verhandlungen um die Frage, wie stark der Bau des Werks staatlich unterstützt werden könnte.

apa/reuters

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden