Montag, 9. Oktober 2023

Israels Verteidigungsminister befiehlt Totalblockade des Gazastreifens

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle in den von der Hamas angegriffenen Orten zurückerlangt. Allerdings könnten sich noch „Terroristen“ in der Region aufhalten. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant ordnete die totale Blockade des Gazastreifens an. Demnach soll der Küstenstreifen „keinen Strom, keine Nahrungsmittel, keinen Treibstoff“ mehr erhalten.

Gaza am 9. Oktober. - Foto: © APA/afp / MAHMUD HAMS

Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hatte am Samstagmorgen einen Großangriff auf Israel gestartet und war mit Hunderten Kämpfern in das Land eingedrungen.

Der Überfall der Hamas war der schwerste Angriff auf Israel seit dem Yom-Kippur-Krieg vor genau 50 Jahren. Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation hatte ihren Großangriff am Samstagmorgen überraschend gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf Israel ab und drang nach Angaben der israelischen Armee mit schätzungsweise tausend Kämpfern in israelisches Staatsgebiet ein.

Israel: Haben wieder „volle Kontrolle“ über überfallene Orte

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle in den von der Hamas angegriffenen Orten zurückerlangt. „Wir haben die Kontrolle über die Orte“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montag über die südisraelischen Gebiete in der Nähe des Gazastreifens. Allerdings könnten sich noch „Terroristen“ in der Region aufhalten. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant ordnete die totale Blockade des Gazastreifens an. Demnach soll der Küstenstreifen „keinen Strom, keine Nahrungsmittel, keinen Treibstoff“ mehr erhalten.

Israel mobilisiert 300.000 Reservisten – bisher größte Zahl

Israel mobilisiert wegen des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher am Montag.

Kämpfe dauern an

Die Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Angreifern der Hamas im Grenzgebiet dauerten am Morgen noch an. Wieder mussten sich Menschen im israelischen Grenzgebiet vor Raketenangriffen aus dem Küstenstreifen in Sicherheit bringen. An rund sieben bis acht Orten in Israel seien noch Spezialkräfte an aktiven Feuergefechten beteiligt, sagte Militärsprecher Richard Hecht. Darüber hinaus sei es nicht auszuschließen, dass weitere militante Kämpfer in israelisches Gebiet eindringen. „Ich kann den Fakt nicht leugnen, dass immer noch Leute reinkommen“, sagte Hecht.

Foto: © APA

Schusswechsel im Schwimmbad

Medienberichten zufolge kam es in der israelischen Stadt Sderot in einem Schwimmbad zu heftigen Schusswechseln mit mehreren israelischen Verletzten. Das israelische Militär teilte mit, die Fallschirmjägerbrigade befinde sich in einem „hartnäckigen Kampf“ bei dem Soldaten Sderot durchsuchen, „um die Stadt von Terroristen zu befreien“. Sderot liegt etwa einen Kilometer vom Gazastreifen entfernt.

Angriff der Hamas auf ein Musikfestival

Das Video zeigt den Sturm der Hamas auf das Musikfestival:



Allein bei ihrem Angriff auf ein Musikfestival im Süden Israels am Samstag haben Kämpfer der Hamas nach Angaben eines israelischen Rettungsdienstes bis zu 250 Menschen getötet. Es gebe etwa „4 oder 5 Lastwagen, die jeweils 50 Leichen“ von dem Festivalgelände in der Nähe des Gazastreifens abtransportierten, sagte der Sprecher des israelischen Rettungsdienstes Zaka, Moti Bukjin, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Er gehe von „etwa 200 bis 250 Leichen“ aus. Sie haben die Menschen kaltblütig auf eine absolut unfassbare Weise abgeschlachtet„, sagte der Zaka-Sprecher. So etwas habe er in den 28 Jahren seiner Tätigkeit für die auf die Bergung von Leichen spezialisierte Organisation noch nicht gesehen.

Mehr als 123.000 Menschen im Gazastreifen vertrieben

Nach den Angriffen der islamistischen Hamas auf Israel sind im Zuge des israelischen Gegenangriffs mehr als 123.000 Palästinenser innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Die Menschen seien aus Angst um ihre Sicherheit geflüchtet oder weil ihre Häuser zerstört worden seien, hieß es.

Die israelischen Streitkräfte hätten Wohnhäuser unter Beschuss genommen, berichtete OCHA. Laut dem Ministerium für öffentliche Bauten und Wohnen in Gaza sind 159 Wohneinheiten zerstört und 1210 schwer beschädigt worden. Durch die israelischen Luftangriffe entstanden laut OCHA auch Schäden an Wasser- und Sanitärinfrastruktur für mehr als 400.000 Menschen sowie an mehreren Gesundheitseinrichtungen.

Im Gazastreifen leben mehr als 2 Millionen Menschen nach UNO-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Der Gazastreifen zieht sich über eine Länge von etwa 40 Kilometer am Mittelmeer entlang und ist etwa 6 bis 12 Kilometer breit. Die Fläche ist etwas größer als die von München. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets. Ägypten trägt diese mit. Auch eine Flucht über das Meer ist für Menschen aus Gaza unmöglich.

Mehr zum Großangriff auf Israel lesen Sie hier.

apa/dpa/stol

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