Sonntag, 10. September 2023

Selenskyj berichtet von Fortschritten an der Front

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von Fortschritten an der Front gesprochen. „In den letzten sieben Tagen gibt es ein Vorankommen“, sagte er am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Dabei gebe es Bewegung sowohl im Süden der Ukraine im Gebiet Saporischschja, als auch rund um die von Russland besetzte Stadt Bachmut. An anderen Frontabschnitten sei es gelungen, die Positionen gegen russische Angriffe zu verteidigen, fügte er hinzu.

Beide Seiten melden Beschuss mit Drohnen. - Foto: © APA/UKRAINIAN EMERGENCY SERVICE / HANDOUT

Daneben ging der Staatschef auf die starken russischen Raketen- und Drohnenangriffe der vergangenen Tage ein. Er dankte Feuerwehrleuten, Rettungskräften, Polizisten und Freiwilligen, die in den Städten Kostjantyniwka, Krywyj Rih, Sumy und im Gebiet Odessa geholfen haben, Verschüttete aus den Trümmern zu befreien. In Kostjantyniwka waren bei einem Einschlag 16 Menschen ums Leben gekommen. In Krywyj Rih wurden durch russischen Raketenbeschuss auf eine Polizeistation nach Selenskyjs Angaben eine Person getötet und 60 Menschen verletzt.

Selenskyj bestätigte zudem den russischen Beschuss internationaler Helfer der Rettungsorganisation Road to Relief am Sonntag bei Bachmut nahe der Front. Dabei seien ein Kanadier und eine Spanierin ums Leben gekommen, ein Deutscher und ein Schwede seien verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Ihnen wird alle nötige Hilfe geleistet“, sagte Selenskyj.

Am Frontabschnitt Awdijiwka nördlich der seit 2014 von russischen Kräften besetzten Stadt Donezk sei es gelungen, einen Teil der Siedlung Opytne zu befreien, sagte indes der Chef der Militärverwaltung von Awdijiwka, Witalij Barabasch, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Opytne liegt am Südrand der Kleinstadt Awdijiwka. Nach Angaben Barabaschs habe das russisches Militär seine Offensivbemühungen vor einigen Tagen nördlich von Awdijiwka konzentriert und dabei die Lage südlich der Stadt außer Acht gelassen. Die Ukrainer hätten mit einem schnellen Angriff in dieser Richtung reagiert. „Der Feind hat es wohl etwas verschlafen“, sagte Barabasch. Seinen Angaben nach gehen die Kämpfe in Opytne weiter. Die Angaben ließen sich nicht unmittelbar unabhängig überprüfen. Die Russen hatten Opytne eigenen Angaben nach im November vergangenen Jahres erobert.

Der Frontabschnitt um Awdijiwka gilt seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als 18 Monaten als einer der am härtesten umkämpften. Awdijiwka ist eine stark ausgebaute ukrainische Verteidigungsstellung, die die Russen seit Kriegsbeginn einzunehmen versuchen, um den Druck auf Donezk zu verringern.

Die ukrainische Armee erzielte eigenen Angaben zufolge auch leichte Geländegewinne an der Front im Süden des Landes und eroberte weitere 1,5 Quadratkilometer um die zuletzt befreite Ortschaft Robotyne im Süden. „Wir kommen voran! In der Region Tawrija sind die Streitkräfte mehr als einen Kilometer vorgerückt“, erklärte der ukrainische General Oleksandr Tarnawskyji am Sonntag in seinem täglichen Lagebericht. Er leitet die ukrainische Gegenoffensive in der Region.

Die Ukraine hatte Anfang Juni eine groß angelegte Gegenoffensive gestartet, um die von Russland besetzten Gebiete zurückzuerobern. Beim Vorrücken gegen die russischen Einheiten stoßen die Streitkräfte aber immer wieder auf Gebiete mit Panzerfallen und Minen. Anfang September erklärte Kiew, eine wichtige russische Verteidigungslinie in der Region Saporischschja im Süden des Landes durchbrochen zu haben.

Unterdessen warfen Russland und die Ukraine einander Sonntag früh gegenseitig Drohnenangriffe vor. Russland griff der ukrainischen Militärverwaltung zufolge die Hauptstadt Kiew erneut mit Drohnen an. Das russische Verteidigungsministerium wiederum meldete, im Schwarzen Meer seien mehrere ukrainische Marineboote und Drohnen mit Zielrichtung Halbinsel Krim zerstört worden. Überprüfbar waren alle Angaben nicht.

Flugzeuge der Schwarzmeerflotte hätten nordöstlich der Schlangeninsel drei militärische Schnellboote vom US-Typ Willard Sea Force mit Besatzung vernichtet, teilte das Ministerium am Sonntag in Moskau mit. Die Boote seien in Richtung Halbinsel Krim unterwegs gewesen. Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Flugabwehr in der Nacht auch Angriffe mit acht Drohnen nahe der Krim-Küste abgewehrt habe.

Die Ukraine hatte zuletzt immer wieder die unter Bruch des Völkerrechts bereits 2014 annektierte Krim angegriffen. Dabei kam es mehrfach zu schweren Explosionen auch auf russischen Militärstützpunkten. Es gab schwere Schäden, Tote und Verletzte. Russland hatte seine Flugabwehr, aber auch die Patrouillen im Schwarzen Meer ausgeweitet, um die Attacken abzuwehren. Die ukrainischen Angriffe stehen in keinem Verhältnis zu den schweren Bombardements durch Russland, das gegen die Ukraine vor mehr als eineinhalb Jahren den Angriffskrieg begonnen hatte.

Bei ihrer laufenden Gegenoffensive hatte die Ukraine stets deutlich gemacht, dass es ihr dabei auch um die Befreiung der Halbinsel von der russischen Besatzung gehe. Während die Atommacht Russland davor warnte, sie werde die Krim unter Einsatz aller ihrer zur Verfügung stehenden Mittel verteidigen, zeigt sich Kiew überzeugt, dass Moskau es nicht bis zu einem Einsatz von Nuklearwaffen kommen lässt. Die Ukraine will bei der Offensive vor allem die teils von Russland besetzten Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja wieder komplett unter ihre Kontrolle bringen.

Das russische Militär meldete zudem einen Drohnenangriff in der Region Brjansk. Acht von der Ukraine aus gestartete unbemannte Fluggeräte seien zerstört worden. In der Erklärung auf Telegram gibt es keine Hinweise auf Schäden oder Verletzte.

Nach US-Einschätzung läuft den Ukrainern bei der aktuellen Offensive die Zeit davon. Es bleibe der ukrainischen Armee wahrscheinlich noch 30 bis 45 Tage Zeit, bevor das Wetter die Kampfhandlungen erschweren könnte, sagte US-Generalstabschef Mark Milley am Sonntag dem britischen Sender BBC. Dies sei „immer noch eine ordentliche Zeitspanne“, so Milley. Die Ukrainer hätten stetige Fortschritte erzielt und eine beträchtliche Kampfkraft aufrechterhalten. In etwa einem Monat komme die Kälte, es fange an zu regnen und werde sehr schlammig. „Dann wird es sehr schwierig zu manövrieren sein, und dann kommt der tiefe Winter“, sagte Milley. Im Moment sei es noch zu früh, um zu sagen, ob die Offensive gescheitert sei oder nicht.

apa

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