Dienstag, 2. Mai 2023

Palästinischer Islamist nach Hungerstreik gestorben

Ein prominentes Mitglied der Extremistengruppe Islamischer Jihad ist israelischen Angaben zufolge nach einem Hungerstreik im Gefängnis gestorben. Kurz darauf wurden drei Raketen aus dem Gaza-Streifen auf Israel abgefeuert. Damit droht eine Eskalation der Gewalt.

Khader Adnan starb im Gefängnis. - Foto: © APA/AFP / MOHAMMED ABED

Khader Adnan sei am Dienstag nach 87 Tage langer Verweigerung der Nahrungsaufnahme bewusstlos in seiner Zelle aufgefunden worden, teilte die Gefängnisbehörde mit. Adnan habe medizinische Behandlungen verweigert. Die aus dem Gaza-Streifen abgefeuerten Raketen gingen in offenem israelischen Gelände nieder. In der grenznahen Region war Luftalarm ausgelöst worden.

„Unser Kampf geht weiter, und der Feind wird einmal mehr erkennen, dass seine Verbrechen nicht ohne Antwort bleiben werden“, teilte der Islamische Jihad mit. „Der Widerstand wird mit aller Kraft und Entschlossenheit fortgesetzt.“ Die Gefangenen-Vertretung im Gaza-Streifen WAED sprach von einer kaltblütigen Hinrichtung Adnans.

Der 45-Jährige war eine bekannte Persönlichkeit des Islamischen Jihad im besetzten Westjordanland, das im Krieg von 1967 von Israel erobert worden war. Israel warf Adnan Terrorismus vor. Während seiner verschiedenen Inhaftierungen seit 2004 trat er mindestens fünf Mal in den Hungerstreik. Wie die den Gazastreifen beherrschende islamistische Hamas lehnt auch der Islamische Jihad Friedensvereinbarungen zwischen den Palästinensern und Israel ab und fordert seine Zerstörung.

Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Shtayyeh warf Israel eine „absichtliche Ermordung“ Adnans vor, „indem sie seine Forderung nach Freilassung zurückgewiesen haben, ihn medizinisch vernachlässigt und trotz der Schwere seines Gesundheitszustands in seiner Zelle gelassen haben“. Auch das palästinensische Außenministerium machte Israel für seinen Tod verantwortlich und forderte eine internationale Untersuchung der Umstände. Im Westjordanland und Gazastreifen riefen Palästinenser einen Generalstreik aus. Die Gefängnisbehörden erhöhten der Nachrichtenseite „ynet“ zufolge aus Sorge vor Unruhen anderer palästinensischer Sicherheitshäftlingen die Alarmbereitschaft.

Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir wies unterdessen „ynet“ zufolge die Behörden an, Häftlingen mitzuteilen, dass sie bei einem Aufstand oder dem Beginn eines Hungerstreiks einige ihrer zuvor gewährten Bedingungen verlieren würden. „Meine Anweisungen an die Gefängnisbehörden lauten, eine Null-Toleranz-Politik zu betreiben“, zitierte „ynet“ den Minister.

Adnan war bereits in der Vergangenheit immer wieder von israelischen Sicherheitskräften festgenommen und ohne offizielle Anklage in Haft gehalten worden. 2015 war Adnan bereits nach einem lebensbedrohlichen Hungerstreik freigelassen worden. Auch im Februar 2012 hatte Adnan nach einer Einigung mit Israel einen 66-tägigen Hungerstreik beendet. Mit der Aktion protestierte er gegen seine sogenannte Verwaltungshaft in Israel. Dabei können die Betroffenen für sechs Monate und länger ohne Anklageerhebung aus Sicherheitsgründen festgehalten werden.

Diesmal war die juristische Lage nach israelischen Angaben jedoch anders, weil Adnan vor einem Militärgericht offiziell wegen Terrorvergehen angeklagt worden sei. Ein ähnlicher Deal über eine Freilassung wie in der Vergangenheit sei daher vor Ende des Prozesses nicht möglich gewesen, hieß es von Seiten der Gefängnisbehörde. In der Haftanstalt habe es eine gut ausgestattete medizinische Einrichtung gegeben und man habe ihn regelmäßig in ein ziviles Krankenhaus gebracht. Adnan habe jedoch jegliche medizinische Behandlung sowie alle Tests verweigert. „Für ihn gab es offenbar nur Freilassung oder Tod.“

apa

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