Montag, 11. September 2023

EU-Kommission erwartet schwächeres Wirtschaftswachstum

Die Wachstumsdynamik in EU und Euroraum lässt nach: Laut der am Montag von der EU-Kommission in Brüssel veröffentlichten Sommer-Wirtschaftsprognose soll die EU-Wirtschaft in diesem Jahr um 0,8 Prozent und 2024 um 1,4 Prozent wachsen. Im Frühjahr waren mit 1,0 bzw. 1,7 Prozent noch leicht höhere Raten erwartet worden. Die Inflationsrate in der EU soll mit 6,5 Prozent heuer und 3,2 Prozent 2024 stärker zurückgehen als erwartet.

Die Inflation ist in der EU stärker als erwartet gesunken. - Foto: © APA/THEMENBILD / BARBARA GINDL

Im Euroraum wird das BIP-Wachstum der Interimsprognose zufolge auf 0,8 Prozent heuer (von 1,1 Prozent) und auf 1,3 Prozent im Jahr 2024 (von 1,6 Prozent) herabkorrigiert. Es wird eine Inflationsrate von 5,6 Prozent im Jahr 2023 (gegenüber 5,8 Prozent) und 2,9 Prozent im Jahr 2024 (gegenüber 2,8 Prozent) vorhergesagt.

Neben den Gesamtwerten für EU und Euroraum umfasst die Zwischenprognose auch die sechs größten EU-Volkswirtschaften. Die deutsche Wirtschaft dürfte demnach 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen, bevor sie 2024 mit 1,1 Prozent auf einen leichten Wachstumspfad zurückfindet. Italiens Wirtschaft wächst mit 0,8 bzw. 0,9 Prozent schwach. Die nächsten Daten für alle Mitgliedstaaten und damit auch für Österreich werden in der Winterprognose Anfang November veröffentlicht.

Noch nicht berücksichtigt sind in den Berechnungen alle wirtschaftlichen Auswirkungen der außergewöhnlichen Wetterereignisse in diesem Sommer. Diese hätten eine ganze Reihe von europäischen Ländern betroffen, betonte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Präsentation der Prognose am Montag in Brüssel: „Das Klimarisiko könnte ein makroökonomisches Risiko für die europäische Wirtschaft werden, das müssen wir sehr ernst nehmen. Das Problem besteht und wird immer schlimmer. Das ist eine Herausforderung für uns.“ Es entstünden große Kosten, weil ganze Gebiete wieder aufgebaut werden müssten. Weiters gebe es indirekte Auswirkungen.

Hohe Verbraucherpreise sorgen für schlechtere Binnennachfrage

Laut EU-Kommission führten die hohen und weiter steigenden Verbraucherpreise für die meisten Waren und Dienstleistungen in den letzten Monaten zu einer schwächeren Binnennachfrage als in der Frühjahrsprognose angenommen. Die Umfrageindikatoren deuteten nun auf eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Monaten hin. Eine anhaltende Schwäche in der Industrie und eine nachlassende Dynamik im Dienstleistungssektor zeigten sich trotz einer starken Tourismus-Saison in vielen Teilen Europas. Die Weltwirtschaft habe sich etwas besser entwickelt als im Vorjahr.

Die schwächere Inflation wird mit sinkenden Energiepreisen und nachlassendem Inflationsdruck bei Nahrungsmitteln und Industriegütern begründet. Für den Rest des Jahres 2023 ist ein weiterer Rückgang der Energiepreise zu erwarten, der sich jedoch verlangsamen wird. Im Jahr 2024 werden die Preise voraussichtlich wieder leicht ansteigen, was laut Einschätzung der EU-Kommission auf höhere Ölpreise zurückzuführen ist.

EZB-Sitzung mit Spannung erwartet

Vor dieser Ausgangslage wird die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt mit Spannung erwartet. Derzeit ist noch offen, ob der Rat eine weitere Anhebung der Zinsen beschließt. Die EZB hat seit Sommer 2022 die Zinsen bereits neunmal in Folge angehoben, zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt inzwischen bei 3,75 Prozent. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, beträgt mittlerweile 4,25 Prozent.

Derzeit wird am Finanzmarkt eher damit gerechnet, dass die EZB eine Zinspause einlegen wird. Gabriel Felbermayr, Direktor des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitutes Wifo, hält eine Rezession im Herbst für möglich und erwartet deswegen eine weitere Zinserhöhung, sagte er in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ Sonntagabend.

apa

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